Pro-Palästina-Camp geräumt: Proteste und Sperre bei der Roßauer Lände
Von Josef Kleinrath
In der Nacht auf Donnerstag wurde das Pro-Palästina-Camp im Alten AKH in der Alserstraße in Wien geräumt, eine Hundertschaft an Polizisten war angerückt, um die rund 40 Camper zum Aufgeben aufzufordern.
Die meisten gingen freiwillig, drei Frauen, die das Areal nicht verlassen wollten, wurden festgenommen.
Am Feiertag ist es am Vormittag also wieder ruhig im Alten AKH. Das Sonnenfelstor ist geschlossen, Kinder spielen am Spielplatz, Läuferinnen und Läufer ziehen vorbei. Ein Mann mit Hund beobachtet, wie ein Lastwagen mit einer großen Kranschaufel die letzten Reste des Camps auflädt. Die Ladefläche ist fast voll.
Elf Polizisten sichern die Arbeiter. Vor wem? Vor niemandem eigentlich, zumindest im Alten AKH.
Denn die Palästina-Aktivisten sind weitergezogen - an die Roßauer Lände. Denn dort befindet sich ein Anhaltezentrum der Polizei. Rund 40 Aktivisten stehen auf der Lände. 20 Polizeiautos, Busse und Motorräder, allesamt vollbesetzt, sind aufgefahren.
Proteste vor Polizeianhaltezentrum
Die Roßauer Lände muss teilweise gesperrt werden, rasch bildet sich trotz des Feiertags ein Stau. Die Demonstranten sind aufgeregt, aber die Situation bleibt ruhig. Mit dem KURIER reden will niemand von den Aktivisten. Sie sind müde, haben teils die ganze Nacht nicht geschlafen.
Sie haben ihre Fahnen dabei, eine junge Frau trägt ein FCK NZS T-Shirt, eine andere die Tasche der "Shakespeare Company". Sie wollen, dass die drei Aktivisten, die in der Nacht von der Polizei festgenommen wurden, wieder freigelassen werden.
Mit der Polizei wird diskutiert, das Gespräch ist ruhig und sachlich. Ein Beamter versichert den Aktivisten: "Hier ist niemand von euch festgehalten. Ich würde es euch sagen, wenn es so wäre."
Allerdings bestätigte ein Sprecher der Polizei kurz später: Die drei Personen sind noch in Polizeigewahrsam. In welchem Anhaltezentrum sie sich befinden, wurde nicht bekannt gegeben. Allerdings sollen sie im Laufe des heutigen Tages wieder freigelassen werden.
Zu Wort gemeldet hat sich unterdessen auch Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Er hatte die Räumung des Camps schon am Mittwoch gefordert. Er ist überzeugt, dass "die Räumung durch die Polizei der einzig richtige Schritt angesichts der Terrorverherrlichung und Gewaltaufrufe" gewesen sei. "Jetzt ist die Justiz am Zug, die Agitateure des Intifada-Camps auch strafrechtlich zu verfolgen", fordert er weitere Schritte ein.
Auch der Wiener Landesparteiobmann der ÖVP, Karl Mahrer, hat die Räumung bereits positiv bewertet: „Wir müssen alles daransetzen, entschieden gegen Antisemitismus in Wien und Österreich aufzutreten. Die in der Nacht erfolgte Räumung auf dem Gelände des Alten AKHs war angesichts dessen die vollkommen richtige Entscheidung und hat nun einen Schlussstrich unter diese Besetzung gezogen."