Private Supper Club: Essen, bei dem Fremde zu Freunden werden
Beim ersten Mal laufen Eric und Elena einfach daran vorbei. Von außen ist der Betrieb, an dem sie zum Abendessen geladen sind, nicht zu erkennen.
The Morpheus Society steht dann doch auf einem kleinen Schild im ersten Stock neben der Wohnungstür (4., Phorusgasse 2 / 1a). Schwungvoll wird sie von innen geöffnet. Gastgeber und Organisator Steffen Drehers winkt die Neuankömmlinge herein und drückt ihnen ein Glas Sekt Rosé in die Hand.
Zur Auflockerung.
Denn die sechs Personen, die sich zum „Thai Abend“ in Drehers Altbauwohnung eingefunden haben, kennen einander nicht wirklich. Das Konzept dahinter nennt sich „Social Dining“; hat seinen Ursprung, wie so viele Trends, in New York und das Ziel, Menschen einen Abend lang für gutes Essen und neue Kontakte zusammenzubringen.
Bunt gemischt
Und so ist auch die Runde, die sich nun zur Kokossuppe am Esstisch eingefunden hat, an diesem Abend in „The Morpheus Society“ bunt zusammengewürfelt: Da ist Vermögensberater André, der seit Kurzem auch ein Edelsteingeschäft führt und nach dem Essen die anderen am Klavier unterhalten wird.
Ihm gegenüber der 62-jährige Apotheker Armin, geboren in Ägypten, aber seit mehr als 40 Jahren in Wien. Oder auch Elena aus Russland, die in Moskau steirischen Handkäse verkauft und nun alleinerziehenden Frauen helfen möchte, in Russland über Leihmütter Kinder zu bekommen. Ohne Steffen Dreher hätten sich diese Personen kaum an einem Tisch wiedergefunden.
Verlagert
Ganz neu ist das Konzept nicht. Seit den 2010er-Jahren haben in Wien regelmäßig derartige Privat-Kleinst-Restaurants eröffnet – und viele von ihnen mittlerweile auch wieder geschlossen. (Die Hofzeile 27 in Wien-Döbling hat den Fokus auf Interieur verschoeben, aus dem The Dining Room in Wien-Speising wurde das Pastalokal May31.)
Erfolgreich geführt wird seit mehreren Jahren das Mezzanin 7 in der Liechtensteinstraße im Alsergrund. Fokus liegt – wie auch bei „The Morpheus Society“ auf den 1920er Jahren.
Eine Zeit, meint Steffen Dreher, der Damen und Gentlemen, der Tradition und der guten Umgangsformen.
Unterdessen wurde die Hauptspeise aufgedeckt: Hühnerspieße mit Erdnusssauce, Fisolen mit Shrimps und Reis. Dazu fließt der Wein und mit ihm werden auch die Gespräche immer lockerer.
Vier, fünf solcher Abende im Monat würde Steffen Dreher gerne organisieren. Die nächsten drei hat er bereits fixiert.
Auf die Idee hat ihn eigentlich seine Tochter gebracht. Nach 30 Jahren als Manager in Dutzenden Firmen war er vergangenes Jahr nach Wien zurückgekehrt. Hatte mit seiner Tochter Sophie mit jener Leidenschaft begonnen, der er eigentlich schon als Kind nachgegangen ist: dem Backen und Kochen - und bietet mittlerweile auch Backkurse für Kinder an.
Oft liegt das Beste so nah.
Info
Zur Homepage der Morpheus Society geht es hier.