Pop-up-Store statt Wettlokal: Eine Straße macht sich chic
Von Julia Schrenk
Die Auslagen sind mit Papier zugeklebt, die Angebotsschilder verblichen, die Regale leer. Das Bild, das sich einem auf der Reinprechtsdorfer Straße in Wien-Margareten alle paar Meter bietet, ist kein schönes. Viele Geschäfte stehen leer. 70 Prozent der Kaufkraft bei Textilwaren sind bereits in andere Bezirke abgewandert.
Dafür gibt auf der Reinprechtsdorfer Straße Spielautomaten- und Wettlokale – und das alle paar Meter. Aber auch einige von denen könnte es ab Anfang nächsten Jahres nicht mehr geben. Dann könnte nämlich das Verbot für das kleine Glücksspiel in Wien schlagend werden, kleine Automaten-Lokale müssten dann schließen.
Für die Reinprechtsdorfer Straße bedeutetet das, dass dann zwar noch mehr Geschäftslokale leer stehen, allerdings soll so auch wieder die Attraktivität der Straße steigen. "Das Problem ist, dass sich die Leute dort, wo es viele Glücksspiel-Lokale gibt, unsicher fühlen", sagt Alexander Biach, Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes. Und dort kauft dann auch niemand gerne ein.
Aufwertung
Geht es nach dem Wirtschaftsbund, könnten in die ehemaligen Automaten-Lokale Pop-up-Stores einziehen – also Shops, die für eine bestimmte Zeit in einem leeren Geschäft eingerichtet werden. "Pop-up-Stores würden hier eine Aufwertung bedeuten", sagt Biach.
Das sehen auch Hannes Baumgartner (28), Andreas Jungblut (22) und Maximilian Edlauer (22) so. Die drei St. Pöltner haben die Online-Plattform "The Salesroom" gegründet und vermitteln freie Geschäftsflächen zwischen Unternehmern und Immobilienmaklern oder Hausbesitzern. Vermittelt werden ganze Shops oder auch nur Teile davon, Hinterzimmer zum Beispiel oder einzelne Regale.
"Wir haben viele Jungunternehmer kennengelernt, die sich einfach noch keine eigenen Shops leisten konnten und deshalb nur online präsent waren", sagt Baumgartner. Deshalb seien sie auf das Konzept eines Online-Vermittlers gekommen. "Es gibt viele freie Geschäftsflächen in Wien. Auch in guter Lage. Und der Trend geht zu Pop-up-Geschäften", sagt der WU-Absolvent. Etwa 20 Mietverträge haben die Jungunternehmer seit ihrer Firmengründung im Juni abgewickelt. Die Nachfrage sei sehr groß.
Frequenz
Bei The Salesroom werden Mieter und Vermieter zusammengeführt. Baumgartner, Jungblut und Edlauer kümmern sich um die Abwicklung der Mietverträge. Geschäfte können ab einem Tag bis zu sechs Monate gemietet werden. Das hilft nicht nur jungen Unternehmern, sondern auch denen, die ihr eigenes Geschäft nicht sieben Tage pro Woche nutzen. Sabrina Abrahams aus Wien etwa hat im April ihren "Wunderladen" in der Argentinierstraße eröffnet. Dort verkauft sie Mode, Schmuck und Accessoires von österreichischen Jungdesignern. Am Wochenende vermietet sie den gesamten Laden. "Für mich ist das ein gutes Zusatzeinkommen", sagt Abrahams.
Die Reinprechtsdorfer Straße hat jedenfalls Potenzial: Die Lage ist gut, die Mieten sind noch nicht so teuer und laut Hannes Baumgartner sind Pop-up-Shops auch Frequenzbringer.