Therapiezentrum Schottenhof steht wegen Teuerung vor finanziellem Aus
Von Nina Oezelt
80.000 Euro jährlich braucht Michaela Jeitler für ihren Reiterhof Schottenhof zusätzlich zu den laufenden Kosten. „Wenn wir diese Summe nicht durch Spenden auftreiben, müssen wir die tiergestützte Pädagogik abdrehen“, sagt sie weiter.
Seit 30 Jahren führt sie auf 6.500 Quadratmeter den „Schottenhof“. Es ist ein besonderer Reiterhof, wie sie sagt, wo wöchentlich 200 Kinder und Jugendliche Kurse wahrnehmen. Rund 100 Kinder davon haben eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung. „Viele Kurse sind auch gemischte, also inklusive Gruppen“, meint sie.
Derzeit seien die monatlichen Kosten jedoch – von Strom, Transport und Futter – so gestiegen, dass sie sogar zwei ältere Therapiepferde an das Gut Aiderbichl in Salzburg abgeben musste.
„Die Pferde waren schon zu alt und wir können sie hier nicht länger behalten“, sagt sie. Insgesamt hat der Hof 14 Pferde, vier Esel, zwei Ziegen, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Hühner. Ein 14-köpfiges Team mit vielen ehrenamtlichen Helfern bietet alle möglichen Kurse, darunter auch Eselwanderungen an.
Besonderer Ort der Stadt
Mitten in Wien und doch wirkt es schon wie am Land: Sogar die Buslinie 43B fährt bis zur Station „Schottenwald“ – eine Station zwischen Hütteldorf und Neuwaldegg. Dort findet man, wie der Name schon verrät, ein großes Stück Wald für ausgiebige Spaziergänge, einen Parkplatz, einen Forstsitz, eine Hundeschule und ein Restaurant Namens „Chalet Moeller“. Und eben hinter dem Restaurant versteckt sich der „Schottenhof“. Der gesamte Grund – inklusive 500 Hektar Wald – dort gehört dem Schottenstift, dem Wiener Stadtkloster. Das Schottenstift verpachtet den alten Forstsitz des Stiftes, der übrigens auch heute noch unter Denkmalschutz steht. 1840 wurde der gesamte Hof, der früher Sigmundshof hieß, im Auftrag des Abtes Sigismund Schulters als Wohnhaus für den Waldhüter samt Wirtschaftsgebäude gebaut.
Die Pacht des Hofes sei laut Jeitler zum Glück in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Aus dem Schottenstift bestätigt man, dass man aufgrund der prekären Situation keine Verbrauchsindex-Anpassung der Pachthöhe veranlasst habe. Dennoch sagt Jeitler: „Es wäre hilfreich, wenn die Kinder mit Beeinträchtigungen mehr Unterstützung der Stadt bekommen würden“. Die Kinder würden nur die Anfahrtskosten bezahlt bekommen, meint sie.
Die Anreise zum Schottenhof organisieren die sonderpädagogischen Zentren (ehemalige Sonderschulen). Der von Jeitler gegründete Verein „SU-Integratives Voltigieren und Reiten“, unter dem Dachverband von Sport Union hofft auf die nötigen Spenden. Ansonsten könne man das inklusive Programm so nicht weiterführen, meint sie. Die Arbeit mit den Tieren sei jetzt nach Corona, noch wichtiger, meint sie. Auch für Kinder ohne Beeinträchtigung. „Resilienz, Persönlichkeitsbildung und Gemeinschaft stehe dabei im Mittelpunkt, sagt sie.