Patienten stöhnen über lange Wartezeiten bei Krankentransporten
Von Josef Gebhard
Bis zu fünf Stunden müssen Bewohner von Wiener Pensionistenwohnhäusern warten, bis sie ein Krankentransport abholt, der sie zum Beispiel zu einem Arzttermin bringt. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt immerhin noch drei Stunden. Ähnlich angespannt ist die Situation in den Wiener Gemeindespitälern.
Das ergab eine Erhebung der Wiener Patientenanwaltschaft im vergangenen Oktober. Sie hat auch eine Erklärung, warum sich in den letzten Monaten die Situation verschärft hat: Mit 1. April trat ein Gesetz in Kraft, das eigentlich Klarheit darüber schaffen sollte, welcher Dienst für Krankentransporte zuständig ist.
Der Hintergrund: Zuletzt wurden Krankentransporte auch von privaten Fahrtendiensten übernommen, die dafür eigentlich gar nicht zuständig sind, wie es bei der Patientenanwaltschaft heißt. Um die Qualität zu verbessern, wurde mit der Novelle festgelegt: Bei Krankentransporten muss ein Sanitäter mitfahren.
Das schließt die Fahrtendienste, die zum Taxigewerbe gehören, zwangsläufig aus. Krankentransporte können somit nur mehr von den sechs Wiener Blaulichtorganisationen durchgeführt werden (darunter Rotes Kreuz, Johanniter, Arbeiter-Samariterbund). Nicht zu verwechseln mit der Wiener Berufsrettung, die vor allem für Notfall-Einsätze zuständig ist.
Kapazitätsgrenzen
Der Haken: Weil die Blaulicht-Organisationen jetzt kurzfristig sämtliche Krankentransporte übernehmen mussten, stoßen sie an ihre Kapazitätsgrenzen.
Hinzu kommt: Auch Ärzte wissen offenbar nicht genau, wie die neue gesetzliche Regelung auszulegen ist: „Um auf Nummer sicher zu gehen, bestellen viele daher einen Krankentransport“, sagt Patientenanwältin Sigrid Pilz.
Um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, hat sie am Montag zu einem runden Tisch geladen. Im Vorfeld deponierte die Patientenanwaltschaft gegenüber dem KURIER zwei Forderungen: Eine Nachschärfung des Gesetzes, die die Blaulicht-Organisationen von unnötigen Fahrten entlasten soll. „Aktuell ist es so, dass Patienten, die vom Personal angefasst werden müssen, nicht von Fahrtendiensten transportiert werden dürfen.“
Weiters fordert die Patientenanwaltschaft mehr Geld von den Kassen für die „unterfinanzierten Dienstleister“ sowie eine zentrale Rufnummer samt digitaler Leitstelle, die für alle Blaulicht-Organisationen zuständig ist und in Echtzeit die Auslastung der einzelnen Anbieter beobachten und die Patienten besser verteilen kann.
Die zentrale Rufnummer soll es mittelfristig geben, wurde Montagabend beim runden Tisch angekündigt. Weiters wollen alle Beteiligten – etwa der Krankenanstaltenverbund – organisatorische Maßnahmen ergreifen, um Engpässe zu vermeiden. Etwa besser verteilte Ambulanz-Termine.