Chronik/Wien

Drill statt Debatten: Bundesheer übernimmt Parlament-Pavillons

Die beiden Pavillons am Heldenplatz und der dritte im Bibliothekshof der Hofburg, die sechs Jahre lang das Ausweichquartier für das Parlament waren, haben ausgedient. Zumindest vorerst. Nach der Eröffnung des sanierten Parlaments am Ring Mitte Jänner hat heute, Montag, der Abbau der Pavillons begonnen, wie der ORF zuerst berichtete.

Archäologische Funde

Schon im Sommer 2016 fanden die ersten Grabungsarbeiten für die Pavillons am Heldenplatz statt.Sie wurden archäologisch begleitet, weil das gesamte Heldenplatz-Areal unter Denkmalschutz steht. Dabei wurde u.a. eine Ziegelmauer aus dem 17. Jahrhundert freigelegt, heißt es aus der Parlamentsdirektion.

Sechs Jahre Ausweichquartier

Zwischen Herbst 2016 und April 2017 wurden die Pavillons aufgebaut. Nun, im Februar 2023 beginnt der Abbau. Mehr als sechs Jahre lang standen die Ausweichquartiere am Heldenplatz. Dabei sollten sie ursprünglich nur bis 2020 stehen bleiben.

Zusammengesetzte Teile:

  • 481 Holzsäulen
  • 5.476 Holzträger

  • etwa 6.600 Deckenelemente

  • 8.500 m2 Doppelboden

  • 2.774 Laufmeter Innenwände

  • rund 340 Türen

Nutzfläche

Insgesamt haben die drei Pavillons eine Nutzfläche von rund 10.000 Quadratmetern.

Eigens angerückt ist dafür das Bundesheer. Soldaten  haben Montagvormittag die Lkw mit Bürostühlen, Kästen und anderen Möbeln beladen. Ein Teil des Mobiliars wird nämlich vom Bundesheer übernommen. „Und das, was wir übernehmen, holen wir natürlich selbst ab“, sagt Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums im KURIER-Gespräch.

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Der Rest des Mobiliars wird „im parlamentarischen Betrieb weitergenutzt“, sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher der Parlamentsdirektion. Kein Wunder also, dass Montagvormittag neben dem Bundesheer auch eine Umzugsfirma mit dem Abtransport der Möbel beschäftigt war.

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Vom Abbau der Pavillons selbst ist derzeit aber noch nichts zu sehen: „Jetzt wird erst einmal innen gearbeitet. Nächste Woche wird  mit den Arbeiten im Außenbereich begonnen“, sagt Grundböck.

Dann wird der Bereich rund um die Pavillons eingezäunt, die Planen mit den Zitaten aus der Bundesverfassung, die die Fassade zieren, werden abgenommen.  Schließlich wird die gesamte Konstruktion auseinandergenommen und abtransportiert. Ein Privatunternehmen organisiert den Abbau, heißt es bei der Parlamentsdirektion.

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Erbaut wurden die Pavillons zwischen Herbst 2016 und April 2017. Stehen bleiben sollten sie ursprünglich nur bis 2020. Durch die Verzögerungen bei der Parlamentsrenovierung verzögerte sich aber auch der Abbau der Ausweichquartiere. Mehr als sechs Jahre lang prägten sie deshalb das Bild am Heldenplatz. 

Verzögerungen

Rund 51,5 Millionen Euro plus eine Reserve von weiteren 20 Prozent wurden seitdem für die Interimslokation und die Übersiedelung ausgegeben. „Die Schlussabrechnung für das Gesamtprojekt erfolgt voraussichtlich mit Ende des Jahres 2023“. Weitere zwei bis drei Prozent könnten noch dazukommen, heißt es aus der Parlamentsdirektion.

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Aber was geschieht mit den Pavillons? Die im Baukastensystem errichteten Holzkonstruktionen werden nach dem Abbau – wie Teile des Mobiliars – ans Heer übergeben. „In den nächsten Jahren bauen wir unsere Kasernen um. Die Pavillons sollen als Soldatenunterkünfte und Büros dienen“, sagt Heeressprecher Bauer. Gelagert werden die Pavillons zunächst in der Kaserne in Baden.

Am Heldenplatz dagegen wird sich erst nach dem völligen Abbau  zeigen, ob Instandsetzungsarbeiten notwendig werden. Ab Sommer sollen die Flächen dort aber wieder ohne Einschränkung für die Bevölkerung zugänglich sein, heißt es.

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