Chronik/Wien

Parkpickerl beschert Wien Millionen und weniger Autoverkehr durch Pendler

Ein Stück blaue Folie ist für Wien 40 Millionen Euro wert.

So viel hat die Ausweitung des Parkpickerls der Stadt im ersten Jahr gebracht, belegen erste Zahlen aus dem Büro der Finanzstadträtin Renate Brauner (SP). Zusammen mit jenen 70 Millionen Euro, die in bestehenden Zonen eingenommen wurden, fließen so 110 Millionen Euro in das Verkehrsbudget.

Der Großteil dafür wird für den Ausbau der Öffis verwendet, der Rest für Garagen, die Verkehrssicherheit und den Radverkehr.

Nicht nur mit dem Parkpickerl selbst nimmt Wien Geld ein, sondern auch durch zusätzliche Bürger. Vergleicht man die Meldedaten zum Zeitpunkt der Ausweitung mit jenen der Vorjahre, so sind in den neuen Pickerlbezirken deutliche Steigerungen sichtbar. So meldeten sich etwa in Ottakring im Oktober 2012 knapp 700 Personen neu an, 2011 waren es nur 450, ein Jahr davor 400.

Insgesamt meldeten sich in den Pickerlbezirken 2012 mehr als 20.300 Menschen neu an, ein Jahr davor waren es noch 16.600. Pro zusätzlichem Einwohner wird Wien 2013 aus dem Bundesbudget 3119 Euro erhalten. Haben sich nur tausend Personen aufgrund des Parkpickerls in Wien gemeldet, wären das 3 Millionen Euro, die Wien so indirekt lukriert.

Im Rathaus kommentiert man diese Zahlen mit Vorsicht, da man nicht das Motiv für die Meldung wisse. Dass das Parkpickerl eine Rolle gespielt haben dürfte, wird aber nicht verneint.

Mehr Platz

Für die Anrainer bedeutet das Parkpickerl mehr Parkplätze und weniger Verkehr, denn angesichts der schwierigen Parkplatzsuche verzichten vor allem Pendler aus dem Westen und Süden auf die Autofahrt nach Wien und steigen lieber auf die Öffis um. Das zeigen auch Zahlen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). So fuhren im ersten Halbjahr 2013 im Schnitt um 6,4 Prozent weniger Autos aus dem Westen nach Wien ein, beim Knoten Inzersdorf ging der Pkw-Verkehr um 2181 Autos oder 3,5% zurück (siehe Grafik). „Im Westen Wiens, also dort, wo das Parkpickerl eingeführt worden ist, nahm der Autoverkehr deutlich stärker ab. Eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung ist also zu empfehlen“, analysiert VCÖ-Experte Gansterer.

Zwei Sichtweisen

Die SP-Bezirksvorsteher der neuen Pickerlbezirke ziehen bereits positive Bilanz. Manche Bezirke wie Hernals wollen sogar weiter ausweiten, allerdings nur in geringem Ausmaß. „Der Schafberg bleibt bis auf Weiteres Pickerl-freie Zone“, sagt SP-Bezirkschefin Ilse Pfeffer.

Ganz anders in den VP-geführten Bezirken. „80 Prozent unserer Bevölkerung haben das Parkpickerl abgelehnt“, sagt etwa Hietzings Bezirkschefin Silke Kobald.

In dieselbe Kerbe schlagen ihre Kollegen aus Währing und Döbling, Karl Homole und Adolf Tiller. „Ich glaube, dass uns die Bürger dankbar sind, weil wir bis jetzt durchgehalten haben“, sagt Tiller.

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