oBike: Neues Leihradsystem läuft nicht ganz rund
Ab 11. August wollte er den Leihradmarkt in der Bundeshauptstadt aufmischen, erst vergangenen Donnerstag war es soweit: Der Bike-Sharing-Anbieter oBike aus Singapur platzierte seine Räder auf Wiens Straßen. Anders als beim städtischen Citybike holt man obike-Räder nicht an fixen Stationen ab, sondern ortet sie per App. Bei der KURIER-Probefahrt funktionierte das nur bedingt.
Der tatsächliche Standort wich von den App-Angaben ab, erst ein Blick in eine Seitengasse führte zum Rad. Die eigentliche Entlehnung klappte dafür recht flott. Am Kotflügel und am Lenker befindet sich ein QR-Code, der mit dem Smartphone zu scannen ist. Dann öffnet sich das Bluetooth-Rahmenschloss. Die Räder sind mit Beleuchtung, Reflektoren und Gepäckkorb ausgestattet, der Sattel ist höhenverstellbar. Für längere Fahrten fehlt aber eine Gangschaltung. Das Abstellen des Leihrads gestaltete sich problematisch: Obwohl das Schloss heruntergedrückt wurde, registrierte die App die Leihe nicht als abgeschlossen. Erst nach mehrmaligem Bedienen des Störungsbuttons der App und zehn Minuten Wartezeit klappte das Beenden.
Eine halbe Stunde mit einem oBike-Rad durch Wien zu strampeln kostet einen Euro – bezahlt wird per Kreditkarte. Aber Nutzer entrichten auch einen zweiten Preis: Bewegungsdaten. "Die Firma weiß immer, wo das Rad ist und kann das für Werbung für Dritte nutzen," erklärt Thorsten Behrens vom Projekt Watchlist Internet. oBike-Nutzer, die oft an einem bestimmten Geschäft vorbeifahren, könnten zum Beispiel Gutscheine auf ihr Handy geschickt bekommen. Die App von oBike sei aber kein schlimmerer Datensauger als andere Applikationen, sagt Behrens. "Wichtig ist das Bewusstsein, dass man derartige Daten zur Verfügung stellt. Dann kann jeder wählen, welchen Radanbieter er nutzen will."
(Mitarbeit: Konstantin Auer)