Chronik/Wien

Neuer Markt in Wiener Innenstadt wird zur Flanierzone

Der Neue Markt ist seit Jahren vor allem eines: Eine Abstellfläche. Rund 50 Autos und Motorräder parken täglich auf dem Platz in der Wiener Innenstadt. Hinzu kommen ein Dutzend Taxis, deren Fahrer auf Kunden aus den umliegenden Hotels warten. Dazwischen: Ein paar Schanigärten und Touristen, die auf dem Weg zum Kapuzinerkloster am Donnerbrunnen Selfies knipsen. „Es ist ein lautes, stinkendes Chaos hier“, sagt Passantin Daniela Bandion. „Es soll eine Fußgängerzone werden.“ Ihr Wunsch könnte bald in Erfüllung gehen.

Denn wie der KURIER erfahren hat, rollen Anfang 2019 die Bagger am Neuen Markt auf. Die lang angekündigte Tiefgarage unter dem Platz wird tatsächlich gebaut – inklusive neuer Oberfläche. Über das Projekt hatten Bezirk und Rathaus jahrelang gestritten.

2006 ließ Ex-Bezirkschefin Ursula Stenzl (damals ÖVP, heute FPÖ) schließlich Bewohner und Geschäftsleute abstimmen – sie votierten gegen das Vorhaben. Eine erneute Befragung im Jahr 2012 ging allerdings pro Garage und Verkehrsberuhigung aus. Garagenbetreiber Johann Breiteneder (Best in Parking) musste in Folge hartnäckigen Anrainern mühsam Kellerabteile unter dem Platz abringen. Seit dem Vorjahr hält er auch eine Baubewilligung in den Händen.

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Autofreier Platz?

In seiner Garage werden auf vier Geschossen rund 360 Pkw und 40 Motorräder Platz finden, Ein- und Ausfahrt sind in der Tegetthoffstraße geplant. Wie viele Parkplätze an der Oberfläche wegfallen und wie die frei werdende Fläche gestaltet wird, ist weitgehend offen. Fix ist nur, dass der Platz gepflastert wird und sich dort drei Stiegenaufgänge befinden werden.

Der Bezirk habe sich intensiv mit den existierenden – teilweise über zehn Jahre alten – Plänen beschäftigt, betont City-Chef Markus Figl (ÖVP). „Auf dieser Basis wurden klare Forderungen erhoben. Da dieses private Projekt allerdings in den Vorperioden schon weit fortgeschritten ist, sind unsere Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt.“ In einem Antrag an den Magistrat fordert die Bezirksvertretung unter anderem konsumfreie Sitzplätze, Trinkbrunnen und Pflanztröge.

Ob Autos den Platz künftig befahren dürfen, ist ebenfalls Teil der Verhandlungen: „Der aktuelle Stand der Planung umfasst einen Teil als Fußgängerzone, und ein Teil soll eine Durchfahrts- und Haltemöglichkeit entlang der Citybus-Route bieten“, erklärt Figl.

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Anrainer und Geschäftsleute sollen dabei jedenfalls mitreden – die erste Gelegenheit dazu bot sich bei einer Versammlung am Freitagabend. Die Wirtschaftskammer begrüßt den bevorstehenden Umbau: „Die bestehende Lösung war stadtgestalterisch sicherlich nicht die 1-A-Variante“, sagt Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel. Aus Sicht der Wirtschaft sei es wichtig, dass Liefermöglichkeiten am Neuen Markt und in den Seitengassen erhalten bleiben. Auch der Taxistand solle – eventuell in kleinerem Umfang – weiter bestehen.

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Adieu Brunnen

Für die Oberfläche werden Bezirk, Magistrat und Garagenbetreiber bis Ende 2019 einen konkreten Plan ausarbeiten. Dann können auch Kosten und Finanzierung geklärt werden – den Löwenanteil wird jedenfalls Best in Parking tragen. Während der Bauphase ist die Zufahrt zu den Hotels über die Plankengasse möglich, für Fußgänger sind die Häuser durchwegs zugänglich.

Eröffnet werden soll der – im wahrsten Sinne des Wortes – Neue Markt 2022. Dann können Touristen auch wieder am Donnerbrunnen Fotos machen. Er wird nämlich ab Montag abgetragen – und erst gegen Bauende wieder aufgestellt.