Nach Auftritt bei Demo: Kardinal Schönborn beruft Seelsorger ab
Unter den Gegnern der Corona-Maßnahmen zirkuliert seit wenigen Tagen ein Brief von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Gerichtet ist dieses Schreiben allerdings nur an eine Person: Uwe Eglau, ehrenamtlicher Diakon in der Polizeiseelsorge.
Der Inhalt: Eglau war am 15. Jänner bei einer Corona-Demonstration in Wien öffentlich gegen die Regierung aufgetreten. Bereits davor hatte sich der Diakon in einem Offenen Brief an Innenminister Gerhard Karner gegen die Impfpflicht ausgesprochen. Im Namen von angeblich 600 Polizisten.
Brief an Minister
„Aufforderung zur Rücknahme der Impfpflicht und Beendigung der Spaltung der Gesellschaft“ wählte er als Titel für diese Zeilen. Warum er den Brief geschrieben hatte, erklärte Eglau, der auch als Psychotherapeut tätig ist, so: „Weil sich sonst niemand traut, seinen Namen herzugeben. Die Polizistinnen und Polizisten stürmen zwar Wohnungen. Aber sie haben Angst vor Repressalien oder disziplinären Folgen.“
Polizeigewerkschafter Reinhard Zimmermann tat dieses Schreiben gegenüber dem KURIER als „Schwachsinn“ ab. Und: „Er ist kein Polizist. Aber er springt auf die blaue Schiene auf. Er sollte sich besser um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.“
Für Erzbischof Schönborn hatte Eglau mit all diesen Aktivitäten eine rote Linie überschritten. „Sehr geehrter Herr Diakon, lieber Mitbruder, hiermit entpflichte ich Dich mit sofortiger Wirkung von Deinem Dienst als ehrenamtlicher Diakon“, schrieb ihm der Kardinal am 19. Jänner. Der Brief wurde auch von Ordinariatskanzler Gerald Gruber unterschrieben.
Kritik an Auftritt
Schönborn begründet diesen Schritt in dem Brief mit folgenden Zeilen: „Deine öffentlichen Meinungsäußerungen hinsichtlich der Regierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Form eine Offenen Briefes an den Herrn Bundesminister für Inneres bzw. durch Deinen öffentlichen Auftritt im Rahmen der Corona-Demonstration am 15. Jänner d.J. sind geeignet, dass Deine Privatmeinung als offizielle Position der kath. Kirche missverstanden werden kann und dadurch in weiterer Folge Schaden für das von gegenseitigem Vertrauen geprägte Verhältnis von Kirche und Staat im Bereich der Polizeiseelsorge nach sich ziehen kann.“
Die Abberufung als Seelsorger dürfte für Eglau aber nicht die einzige Konsequenz bei der Polizei bleiben. Wie man aus Kreisen der Exekutive zu hören ist, will man ihn auch bei der Landespolizeidirektion Wien abberufen. Dort ist der Psychotherapeut in der Mitarbeiterbetreuung engagiert.