Chronik/Wien

Misstrauensvorschuss für Drive-in-Doktor

Der Tankstellen-Arzt von Wien-Döbling erhitzt weiter die Gemüter. Wie der KURIER berichtete, eröffnet Anästhesist, Allgemein- und Intensivmediziner Dieter Zakel am 1. Mai in der Krottenbachstraße 32–34 die erste Drive-in-Ordination Österreichs – im Selbstbedienungsmarkt einer Diskont-Tankstelle. Nachdem die Wiener Ärztekammer bereits Bedenken anmeldete, übt nun auch Patientenanwältin Sigrid Pilz Kritik an dem Konzept.

Zakel will ja in einem etwa 8 großen Glasverbau ordinieren. Ohne Terminvereinbarung stellt er "minimale Wartezeiten" für die Patienten in Aussicht. Für 50 Euro erhalten sie 15 Minuten Aufmerksamkeit. Täglich von 6 bis 22 Uhr. Als Ausstattung reichen dem Privatarzt im Wesentlichen Stethoskop, Telefon und Rezeptblock, sagt er.

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Für Pilz ein fragwürdiges Praxis-Modell – sie beklagt die "McDonaldisierung der Medizin". Die Gründe für ihre Bedenken: Zum einen seien 15 Minuten für viele Behandlungen nicht ausreichend. Zum anderen lasse die bescheidene Praxis-Ausstattung nicht gerade auf ein breites Leistungsspektrum schließen. "Abgesehen davon möcht’ ich zu keinem Arzt gehen, der müde ist, weil er täglich 16 Stunden arbeitet."

Zudem sei Zakels Angebot "ein Schritt in Richtung Wahlarzt-Unwesen", meint Pilz. "Es ist doch so, dass die Leute sozialversichert sind. Im Normalfall geht man mit der eCard zum Arzt und zahlt nichts für die Behandlung. Wenn die Patienten jetzt Bargeld auf den Tisch legen müssen, wofür zahlen sie dann ihre Sozialversicherung?!"

Randzeiten

Allerdings gesteht die Patientenanwältin dem "dr.ive in"-Konzept eine gewisse zeitliche Attraktivität in Randzeiten zu. Die "schlechten Öffnungszeiten der Wiener Ordinationen" könnten für Zakel sprechen. "Die Ärztekammer hat es ja leider nicht geschafft, Berufstätigen an Wochenenden und Feiertagen entgegenzukommen. Dr. Zakel hat hier ein punktuell praktisches Angebot – er ist aber sicher nicht die Lösung."

Von der Ärztekammer erwartet Pilz "eine wirksame Kontrolle" der "dr.ive in"-Praxis. Genau das hat der stellvertretende Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Norbert Jachimowicz, im KURIER bereits angekündigt. Die Ärztekammer werde die Tankstellen-Ordination "sorgfältig beobachten" und "beim geringsten Anlass einschreiten". Das Konzept an sich halte man für "einen PR-Gag".