Chronik/Wien

Michael Häupls fröhlicher Abgang

Gut gelaunt und gar nicht sentimental gab Michael Häupl am Dienstag seinen letzten Medienempfang als Wiener Bürgermeister. Am Donnerstag ist die Ära des Langzeit-Stadtchefs, dem der neue SPÖ-Chef Michael Ludwig nachfolgt, endgültig vorbei.

Zwei offizielle Termine habe er noch mit seinem Nachfolger zu absolvieren, dazu die traditionelle Schlüsselübergabe, „dann beginnt das Leben“, frohlockte Häupl am Dienstag. Er habe sich lange auf seinen Rückzug vorbereiten können. „Niemand hat mich gedrängt, deshalb bin ich auch nicht wehmütig“, betonte er.

Kurz vor deren Ende analysiert der Politik-Berater Thomas Hofer die Licht- und Schattenseiten der Ära Häupl: „Auf der Habenseite stehen sicherlich – vor allem zu Beginn seiner Amtszeit – die Chancen der Ostöffnung, die für Wien genutzt wurden“, sagt der Experte zum KURIER. Das gelte vor allem für die Wirtschaft. Es sei gelungen, Wien als Hauptquartier für internationale Konzerne attraktiv zu machen.

Generell habe Wien in den Häupl-Jahren eine sehr positive Entwicklung durchlaufen: „Wien ist heute eine international sehr herzeigbare Stadt“, sagt Hofer. Wobei dies naturgemäß nicht Häupl alleine zu verdanken sei.

Wahlkampf-Maschine

Dies gelte schon eher für einen anderen Pluspunkt: „Häupl war eine echte Wahlkampf-Maschine, eine der wenigen die die SPÖ hatte“, betont Hofer. „Selbst 2015 noch hat er dank seines politischen Riechers viel mehr für die SPÖ herausgeholt, als es die vorangegangene Legislaturperiode hergegeben hat. Diese war vor allem von den Themen des grünen Koalitionspartners (Umbau Mariahilfer Straße, Ausweitung des Parkpickerls, Anm.) dominiert.

Häupl war es, der 2010 die erste rot-grüne Koalition auf Landesebene schmiedete: „Das war damals unerwartet und hatte auch einen wichtigen Symbolcharakter für die Bundespolitik. Nach der ersten Legislaturperiode war allerdings die Luft draußen. Eine echte rot-grüne Handschrift ist bei dieser Regierung mittlerweile nicht mehr erkennbar“, bemängelt Hofer.

Entscheidungsschwach

Er ortet zudem bei Häupl seit einigen Jahren eine gewisse Entscheidungsschwäche und Anwandlungen einer Laissez-faire-Politik. Vor allem in den Bereichen Bildung und Integration sei es zu einer Schieflage gekommen. „Damit wurde ein Einfallstor für die FPÖ, aber auch für die Bundes-ÖVP geschaffen. Themen wie Islam-Kindergärten hätte man früher und mit einer etwas härteren Gangart angehen sollen“, ist Hofer überzeugt.

Aber auch die vielen Probleme in den Wiener Gemeindespitälern hätte Häupl zur Chefsache erklären müssen. „Das sind Probleme, unter denen Häupls Nachfolger Ludwig noch leiden könnte.“

Zuletzt sei auch nicht mehr viel von der Häupl zugemessenen Macht innerhalb der Bundes-SPÖ wahrzunehmen gewesen. „Spätestens bei der Bestellung von Christian Kern zum Parteichef hat sich das gezeigt.“

Nach seinem Abgang will sich Häupl erst recht nicht in die Niederungen der Tagespolitik begeben: „Den Balkon-Muppet werde ich sicher nicht spielen“, stellte er am Dienstag noch einmal klar und verriet: „Täglich 24 Stunden verfügbar sein zu müssen – das wird mir nicht abgehen.“