Chronik/Wien

Meidling: Laufhaus in der Einkaufsstraße

Der Begriff Laufkundschaft könnte für die Meidlinger Hauptstraße bald eine neue Bedeutung bekommen: In der Hilschergasse, also direkt an der belebten Einkaufsstraße und Fußgängerzone, eröffnet am 24. Oktober ein Laufhaus mit 50 Zimmern, in denen Prostituierte ihrem Job nachgehen werden.

Die Bewohner des Hauses sind naturgemäß davon wenig begeistert. Zwar war hier schon früher ein Sex-Shop untergebracht, jetzt befürchten sie aber, dass ihr Haus und die Umgebung gänzlich in Verruf geraten.

"Alles ist hier offen, niemand kann die Kunden davon abhalten, in unserem Haus herumzugehen", fürchtet Mieter Jan Pluymachers. "Außerdem sind auf der Straße viele Kinder und Jugendliche unterwegs." Im Stiegenhaus hängt schon eine Unterschriftenliste gegen das Projekt auf.

Das Laufhaus ruft auch die FPÖ auf den Plan. Sie kritisiert die Nähe zu einem Kindergarten in der Meidlinger Hauptstraße. "Nach der alten Regelung würde das Laufhaus daher in einer Schutzzone liegen, in der es keine Prostitution geben darf", sagt Bezirksparteichef Alexander Pawkowicz. Das neue Gesetz, das am 1. November in Kraft tritt, kenne aber keine Schutzzonen rund um Schulen oder Kindergärten mehr. "Das aktuelle Beispiel zeigt, wie lückenhaft das Gesetz ist."

Laufhaus-Betreiber Peter Laskaris versteht die Aufregung nicht: "Der einzige Kindergarten in Sichtweite ist die FPÖ Meidling. Das Laufhaus ist 154 Meter vom Kindergarten entfernt, wäre also auch früher nicht in einer Schutzzone gelegen." Es werde einen diskreten Eingang geben, der vom Wohnhaus getrennt ist. Werbung direkt an der Haustür sei keine geplant. "Wir erfüllen alle Auflagen."

Aufmachung

"Sofern sie kein öffentliches Ärgernis darstellen, können Bordelle rein rechtlich überall angesiedelt sein", heißt es im Büro der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger.

Bei diskreter Aufmachung theoretisch sogar in bisherigen Schutzzonen. "Ihre Abschaffung war aber von allen Parteien gewollt." In der Praxis sei die Regelung viel zu verwirrend gewesen.

Gelassen blickt man im Café Sapperlot den neuen Nachbarn entgegen. "Solange eine Ruhe ist, hab ich kein Problem", sagt Stammgast Michael Schistal. "Ein Laufhaus ist immer noch besser als der Straßenstrich."