Märkte: Pizza statt Obst und Gemüse
Von Josef Gebhard
Mit seinem "guten Branchenmix" wirbt der Nußdorfer Markt in Döbling auf der Homepage des Marktamts. Nur: Wer hier einkaufen will, wird davon nichts zu Gesicht bekommen. Trostlose Pizza- und Kebabbuden haben schon längst die Gemüse- und Fleischhändler verdrängt, das obere Ende ist mittlerweile zum Mistplatz verkommen. Kaum ein Mensch verirrt sich hierher.
Der heruntergekommene Markt wird jetzt zum Politikum: Dominik Nepp von der Bezirks-FPÖ fordert, dass das Areal endlich revitalisiert wird. "Es braucht wieder ein ausgewogenes Angebot."
Ganz recht hat sie damit nicht: Nach Jahren der Krise haben die Wiener die Liebe zu ihren Märkten wiederentdeckt, was sich an steigenden Besucherzahlen zeigt. Es profitierten davon aber vor allem aber die Flaggschiffe wie Nasch- oder Brunnenmarkt, während kleinere Märkte an der Peripherie ums Überleben kämpfen.
Öffnungszeiten
Die Gründe dafür sind vielfältig, wie das Beispiel Floridsdorfer Markt zeigt: "Das Angebot dort würde durchaus passen, nur können sich die Standler dort nicht auf einheitliche Öffnungszeiten einigen", sagt Alexander Hengl vom Marktamt. Und so komme es vor, dass an einem Nachmittag nur drei Stände offen haben. Eine Möglichkeit, Mindestöffnungszeiten vorzuschreiben, gebe es nicht.
Den Weg aus der Krise scheint indes der Meidlinger Markt gefunden zu haben. Noch vor wenigen Jahren ein Sorgenkind, lockt er jetzt wieder zunehmend Kunden an. "Hier hat sich ein prämierter Fleischhauer angesiedelt, nach und nach kamen weitere hochwertige Anbieter dazu", sagt Hengl.
Aktionswochen
Zunächst gehe es darum, einen Markt wieder in den Köpfen der Menschen zu verankern, sagt Doris Knor, im Wirtschaftsbund für Markthändler zuständig. Etwa mit Aktionswochen und Festen. Bewährt hätten sich auch Schulungen von Standlern, die von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsagentur organisiert werden. Dabei lernen sie etwa, Fische zu filetieren.
Doch könnten solche Maßnahmen auch den Nußdorfer Markt retten? "Er müsste schon komplett umgebaut werden", ist Knor überzeugt. Kein leichtes Unterfangen, da die Stände den Betreibern selbst gehören. Und städtische Gelder für Sanierungen der Grundflächen sind knapp: Mit 23 Mio. € wurden in den vergangenen Jahren viele Märkte saniert. Ob es Geld für weitere Aktionen gibt, ist derzeit ungewiss.