Chronik/Wien

Ludwig sieht sich fest im Sattel

Michael Ludwig wird auch nach der SPÖ-Vorstandstagung am 22. Jänner Wohnbaustadtrat sein. Davon geht zumindest Michael Ludwig aus, der sich am Mittwoch ungewohnt selbstbewusst und locker präsentierte.

Seit Wochen tobt in der Wiener SPÖ ein Richtungsstreit. Vor einer Woche kündigte Bürgermeister Michael Häupl im KURIER an, dass es noch im Jänner Personalrochaden geben werde. Da die Genossen bei einer Abfrage über die größten Baustellen der SPÖ am häufigsten das Wohnbauressort und die Verwaltung der Gemeindebauten nannten, geriet auch Michael Ludwig unter Druck.

Sofort rückten Ludwigs Unterstützer aus, um ihn zu verteidigen. Er selbst nahm am Mittwoch bei einer Pressekonferenz erstmals seit langer Zeit selbst Stellung. Ludwig, der sonst gerne jedes Wort genau abwiegt, bevor er es ausspricht, gab sich dabei ungewohnt angriffig.

Er gehe davon aus, weiter Wohnbaustadtrat zu bleiben und schaue den kommenden Tagen locker entgegen: „Ich bin stellvertretender Parteivorsitzender der SPÖ Wien und Vorsitzender der mitgliederstärksten Bezirksorganisation. Ich kann daher mit großem Selbstbewusstsein in alle Gespräche eintreten“, sagte Ludwig. Er verwies auch darauf, das er beim letzten Landesparteitag die meiste Zustimmung von allen Stadträten gehabt habe. Ebenso habe er die meisten Stimmen bei der Angelobung der neuen Stadtregierung bekommen.

Starke Außenbezirke

Ludwig weiß nur zu gut, dass ihn Häupl nur schwer demontieren kann, stehen doch die mitgliederstarken Außenbezirke hinter ihm. Ein Umstand, der sich vor allem beim Landesparteitag im April niederschlagen wird, bei dem sich die Parteispitze der Wahl stellen muss.

Ludwig werden schon länger Ambitionen auf die Nachfolge des Bürgermeisters nachgesagt. Das verbindet ihn mit seiner größten Konkurrentin Sonja Wehsely. Die Gesundheitsstadträtin geriet zuletzt wegen der Gangbetten-Misere im KAV unter Druck und gilt als Ablösekandidatin Nummer eins. „Wenn Wehsely gehen muss, muss auch Ludwig gehen“, sagen Unterstützer Wehselys hinter vorgehaltener Hand.

Das sieht Ludwig wenig überraschend anders: „Es gibt auf einer Seite ein Problem, warum muss es auf der anderen Seite auch ein Problem geben?“, sagt er zu Angriffen auf sein Ressort. Bei 220.000 Gemeindewohnungen gebe es immer irgendwo eine kaputte Gegensprechanlage. Und: Es sei nicht die Aufgabe des Unternehmens, das Erstarken der FPÖ im Gemeindebau zu verhindern: „Parteien kümmern sich um Wahlergebnisse, eine Verwaltung kümmert sich um die Häuser.“ In Relation zu anderen Problemen der Stadt sei das nicht das bestimmende Thema. „Ich lokalisiere ganz andere Herausforderungen.“

Fahrplan

Wie geht es nun weiter? Nachdem Häupl schon am 20. Jänner den neuen Stadträten die Möglichkeit bieten will, sich zu präsentieren, bleibt nur noch dieses Wochenende, um die Personalwechsel abzuschließen.

Pikanterweise urlaubt die engste Vertraute Häupls, Finanzstadträtin Renate Brauner, derzeit auf Kuba und kommt erst am 18. Jänner zurück. Dass Häupl die Rochade in ihrer Abwesenheit verkündet, wäre ungewöhnlich.

Wehsely wiederum wird am Freitag angesichts ihres zehnjährigen Amtsjubiläums Bilanz ziehen – und gleichzeitig auch einen Ausblick bieten. Von Abschiedsrede keine Spur. „Sie wird ihre positiven Themen spielen und sicher nicht zurücktreten“, sagt eine Vertraute.

Als ihr Nachfolger wird immer wieder Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien, ins Spiel gebracht. Er soll von Häupl favorisiert werden. Allerdings regt sich gegen ihn vor allem im Mittelbau der Gemeindespitäler Widerstand. Eilt ihm doch der Ruf eines eisernen Sparmeisters voraus. Hacker würde den Kurs Wehselys in den Gemeindespitälern fortführen, fürchten Ärzte. Er dürfte aber auch bei den Wehsely-Kritikern in der SPÖ nicht gut ankommen. „Er ist ihre rechte Hand“, heißt es aus SP-Kreisen. „Kommt Hacker, bleibt also Wehsely.“