Chronik/Wien

Lorenz Böhler: "Wir haben eine ganz kritische Situation" - Belegschaft demonstriert

Seit Mitte letzter Woche ist im AUVA-Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler nichts mehr wie zuvor. Gleichsam über Nacht wurde die Belegschaft der rund 500 Mitarbeiter darüber informiert, dass aufgrund baulicher Mängel eine temporäre Übersiedlung ins AKH Wien und Krankenhaus Meidling stattfinden soll. 

Dann wurden die Patientinnen und Patienten mit der Übersiedlung konfrontiert, Operationen finden zu Beginn der Woche in Brigittenau de facto nicht statt. 

In Summe 900 Operationen stünden derzeit zur Disposition. 

Die nun festgestellten Baumängel sind alt - sollen laut AUVA vor 30 Jahren entstanden sein. Erst heißt es, so der Wissensstand der Böhler-Mitarbeiter bis vor Kurzem, die Sanierung könne bei laufendem Betrieb stattfinden. Ein nun publik gewordenes Brandschutzgutachten besagt das Gegenteil. 

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Für Belegschaft wie Patienten heiße dies nun, sie würden auf das AKH Wien und Traumazentrum Meidling aufgeteilt. 2025 solle die Böhler-Belegschaft wieder an den Standort zurückkehren, so der seitens der AUVA kommunizierte Plan. 

Apropos Kommunikation: Seitens der AUVA heißt es nach Tagen "aufgrund der Dynamik" und "diverser Fehlinformationen" sei es nicht gelungen, immer rechtzeitig zu kommunizieren. Dies wolle man nun verbessern.

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Wiens SP-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker im Ö1-Journal auf die Situation des Lorenz Böhler angesprochen und auf Gerüchte, wonach es das Lorenz Böhler in der jetzigen Form auch nach der Sanierung nicht mehr geben wird, sagt: "Es gibt eine klare Vereinbarung mit dem Obmann der AUVA. Hinter der Formulierung Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus verbirgt sich die Fortführung des Leistungsspektrums, das die AUVA am Standort Lorenz Böhler abarbeitet. Wir haben eine ganz kritische Situation."

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Das Gutachten habe dargelegt, dass die "Zeit nicht unser Freund ist". Man habe sich als Stadt Wien dazu entschieden, der AUVA zu helfen. "Wir könnten gar nicht akzeptieren, dass das Spital ersatzlos geschlossen wird." 

Eine ganze Station und OP-Ressourcen innerhalb des Wiener Allgemeinen Krankenhauses stünden nunmehr zur Verfügung. "Es ist nicht daran gedacht, es in den Universitätsbetrieb einzugliedern, weil wir auch als Stadt gar kein Interesse daran haben, dass die einzelnen Teams des Lorenz Böhler Krankenhauses in irgendeiner Form geteilt werden." 

"Inakzeptabel"

Die Böhler-Teams sollen, so Hacker, in Meidling und im AKH arbeiten. Dafür würden "ernsthafte" Gespräche geführt - die vor allem auch rechtlicher Natur seien. Es sei "alternativenlos", sagt Hacker. Die Alternative wäre eine Reduktion der Leistung der Gesundheitsversorgung in Wien und das sei, so der zuständige Gesundheitsstadtrat, "inakzeptabel". Die Gesprächsbasis zu AUVA-Obmann bezeichnet Peter Hacker als "exzellent" - das mache ihn "zuversichtlich". 

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Am Mittwoch, 6.3. , versammelt sich die Belegschaft des Lorenz Böhler - um gegen die Maßnahmen zu demonstrieren. Der stellvertretende Betriebsratsvorstzende, Unfallchirurg Heinz Brenner, kündigt der Apa an, dass es prominente Unterstützung gibt. 

Reden von GPA-Vorsitzender Barbara Teiber und Wiens Ärztekammerpräsidenten Johannes Steinhart seien geplant.