Chronik/Wien

Proteste vor Mahü-Umbau: Rufe nach mehr Querungen

Eine Woche vor Umbau der Mariahilfer Straße schießen sich die Gegner auf das neue Querungskonzept ein. Neben Wirtschaftskammer und Opposition kritisiert auch der Autofahrerklub ÖAMTC, dass zwei Querungen für die gesamte Mariahilfer Straße zu wenig seien. Das Konzept sorgt zudem für Streit unter Experten.

"Ich warne davor, auch nur einen Cent für bauliche Maßnahmen einer solchen Fehlplanung zu investierten", schießt sich Verkehrsexperte Ernst Pfleger auf die Umbaupläne Vassilakous ein. Nach dem Bau der U-Bahn sei die Mariahilfer Straße bereits sehr fußgängerfreundlich umgebaut worden. Die jetzigen Maßnahmen würden nur zu Konflikten führen. "In der Fußgängerzone, wo jetzt die Radler mit bis zu 30 km/h durchrasen, sollen künftig Kinder spielen? Das passt doch nicht zusammen", kritisiert Pfleger.

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Vor allem das Querungskonzept sei völlig misslungen. "Das Unterbrechen und Umkehren von Einbahnen ist eine völlig veraltete Verkehrsplanung aus den 1990er-Jahren", sagt Pfleger. Die komplizierten Einbahnlösungen würden für die Anrainer nur noch mehr Umwegfahrten, Abgase und Lärm bedeuten.

"Diese Querungen sind daher de facto keine. Auch die derzeit einzige echte Querung Stumpergasse/Kaiserstraße wird durch die Einbahnumkehrung zerstört."

Pflegers einfache Lösung: Die Wiederherstellung der ursprünglichen Verkehrsorganisation: "Es hat ja alles super funktioniert."

Anwürfe "absurd"

Für Werner Rosinak, Verkehrsplaner und verantwortlich für das neue Querungskonzept sind die Anwürfe absurd. "Pfleger ist Verkehrssicherheitsexperte, aber kein Verkehrsplaner. Er kennt sich hier nicht aus. Mehr sage ich zu Pfleger nicht", sagt Rosinak. Man habe alle möglichen Varianten für Querungen untersucht, das präsentierte Konzept sei das Beste: "Auch weil sie so wenig wie möglich in die bestehende Verkehrssituation eingreift", sagt Rosinak. Er verweist auch darauf, dass die Bezirke dem Öffnen der Querungen nur zugestimmt haben, weil es begleitende Maßnahmen gibt.

Für den ÖAMTC ist das Konzept dennoch dürftig: "Mit nur einer zusätzlichen Querungsmöglichkeit fühlt sich die klare Mehrheit der Wiener von der Stadtpolitik gefrotzelt", sagt Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Das habe eine Blitzumfrage des Verkehrsclubs ergeben. 82,3 Prozent sprachen sich dort für mehr als zwei Querungen auf der Mariahilfer Straße aus. 1288 Personen hatten abgestimmt. Für den ÖAMTC werde für Autofahrer zu wenig gemacht, man vermisse "versöhnliche Gesten" seitens der Stadt.

Start des Umbaus

Bis zur Öffnung der versprochenen zweiten Querung brauchen die Autofahrer allerdings noch etwas Geduld. Denn am kommenden Montag (19. Mai) beginnt der Großumbau der Mahü zum "verkehrsberuhigten Boulevard" – und die Arbeiten betreffen auch die Kreuzung für die Querung Schottenfeldgasse/Webgasse. Deshalb wird diese Querung erst Anfang bis Mitte Juni geöffnet.

Die jeweiligen Bauabschnitte (siehe Grafik unten) werden für den Auto- und Lieferverkehr gesperrt. Fußgänger und der 13A-Bus sind nicht betroffen. Insgesamt kostet der Umbau 25 Millionen Euro.

Die heurige Bauphase gliedert sich in zwei Bereiche. Ab 19. Mai wird die Umgestaltung der Abschnitte Neubaugasse bis Andreasgasse sowie Zieglergasse bis Schottenfeldgasse in Angriff genommen. "Bis spätestens Mitte August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein", sagt Peter Lux von der MA28, der den Umbau koordiniert.

Unmittelbar nach Ende der ersten Bauphase folgt die zweite. Ab Mitte August stehen die Bereiche Kirchengasse bis Neubaugasse, Andreasgasse bis Zieglergasse sowie Webgasse bis kurz vor der Stumpergasse auf dem Programm.

Laut MA28 soll die Sache bis Mitte November erledigt sein, "damit das Weihnachtsgeschäft ungestört anlaufen kann".

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