Chronik/Wien

Landau: "Glück wächst, wenn man es teilt"

Mit 500 Helfern ist LeO (Lebensmittel+Orientierung) bereits jetzt das größte Freiwilligen-Projekt der Wiener Caritas. Heuer soll das Angebot aber noch erweitert werden. Zusätzlich zu den bestehenden elf Lebensmittel-Ausgabestellen sind fünf weitere geplant – drei in Wien und zwei erstmals in Niederösterreich. Caritas und KURIER suchen daher 200 zusätzliche Freiwillige.

KURIER: Warum ist ein Projekt wie LeO in einem Wohlstandsstaat nötig?

Michael Landau: Es geht um konkrete Hilfe für Menschen in Not in Österreich. Pro Woche verteilen wir acht Tonnen Lebensmittel an Bedürftige – das sind 400 Tonnen im Jahr. Seit Beginn im Jahr 2009 konnten wir so 11.466 Haushalten helfen, also knapp 30.000 Menschen. Und die Nachfrage steigt kontinuierlich. Für uns ist LeO ganz wichtig – zum einen, weil wir durch die Ausgabe von Lebensmitteln zu symbolischen Preisen armutsgefährdeten Mitmenschen helfen, über die Runden zu kommen. Und zum anderen, weil wir ihnen durch Beratung eine Perspektive geben; einen möglichen Ausstieg aus der Armutsspirale aufzeigen. Es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe.

In Wien gibt es bereits elf LeO-Ausgabestellen. Warum ist nun eine Erweiterung geplant?

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Wir haben von Beginn an eine Flächendeckung angestrebt. Aber wegen des gestiegenen Bedarfs sehen wir jetzt die Notwendigkeit zur Erweiterung. Wir passen das Angebot der Nachfrage an: In Wien wird es drei neue Ausgabestellen geben, und in Niederösterreich sind erstmals auch zwei geplant – in Mödling und in Schwechat. Deshalb suchen wir 200 zusätzliche Freiwillige. Ohne deren Hilfe geht es nicht. Das Motto ist: Umverteilen, statt wegwerfen. In Wien wird immerhin so viel Brot weggeworfen, wie in Graz gegessen wird.

Was haben die Leute davon, wenn sie freiwillig helfen?

Jeder kann das Leben eines anderen verändern – das ist für den Zusammenhalt einer Gesellschaft genauso wichtig, wie für das eigene Leben. Begegnungen mit Menschen in Not machen nachdenklicher und dankbarer, wenn man dann das eigene Leben betrachtet. Vielleicht wäre das ein schöner Neujahrsvorsatz: Durch ein Engagement für LeO Menschen Hoffnung und eine Perspektive zu geben.

Haben Menschen, denen es im materiellen Sinne gut geht, Ihrer Meinung nach die Verpflichtung, sich für andere zu engagieren?

Wenn jemand weiß, dass es ihm gut geht; dass er Glück im Leben gehabt hat, dann hat er die Verpflichtung, das Glück auch weiterzugeben. Glück gehört ja zu den Gütern, die nicht kleiner werden, sondern größer, wenn man sie teilt.

Gibt es Kenntnisse oder Fähigkeiten, die bei Freiwilligen besonders gefragt sind?

Notwendig sind ein Interesse an Menschen und die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen. Dann finden wir für jeden den Platz, an dem er am besten helfen kann. Sei es in der Verteilung der Lebensmittel, in der Logistik oder auch auch für die Kontaktaufnahme zu den Unternehmern.

Muss man eigentlich Christ sein, um bei der Caritas aktiv mithelfen zu können?

Nein. Unsere Hilfsangebote orientieren sich ja auch an der Not der Menschen und nicht an deren Konfession. Was die freiwilligen Helfer verbindet, ist einzig die Bereitschaft, nicht wegzuschauen.

Falls Unternehmer überlegen sollten, das Projekt durch Sachspenden zu unterstützen – welche Produkte werden denn besonders benötigt?

In erster Linie haltbare Lebensmittel, aber auch "Luxusgüter", wie Tee oder Kaffee sowie Hygieneartikel, Windeln und Waschpulver. In der kalten Jahreszeit besteht in erhöhter Bedarf an frischem Obst und Gemüse. Wenn uns da jemand ein Mal pro Woche oder ein Mal pro Monat mit einer Palette aushelfen möchte, ist er herzlich willkommen. Aber natürlich freuen wir uns auch über finanzielle Hilfe – das Projekt wird ja ausschließlich über Spenden finanziert.

Bei Interesse an einer freiwilligen Mitarbeit am Caritas-Hilfsprojekt LeO wenden Sie sich bitte an leo@caritas-wien.at oder telefonisch an 01 / 257 12 15. www.caritas-leo.at