Chronik/Wien

Kunst in Favoriten: "Schlafendes Pferd" in der Fußgängerzone

Die nächsten 18 Wochen wird vor dem Amalienbad ein schlafendes, bronzenes Pferd zu sehen sein.  Die Skulptur zweier deutschen Künstler (Heike Mutter, Ulrich Genth) wird am Freitag, den 23 Juni um 17 Uhr am neuen Kunstplatz eröffnet.  Das schlafende Pferd soll als Gegenbild der Reiterdenkmäler der Stadt, wie etwa das am Heldenplatz, dienen. 

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Schlafendes Pferd mittels Fotogrammetrie digital erfasst

Die Herstellung der Skulptur verbindet eine klassische Denkmalsprache mit neuester Technik: Ein schlafendes Wiener Pferd wurde mittels Fotogrammetrie digital erfasst, in einem speziellen Verfahren dreidimensional ausgedruckt, im Anschluss bis in kleinste Details naturalistisch nachmodelliert und dann in Bronze gegossen und patiniert.

Gegenbild zu Heldenposition der Pferde

Das „schlafende Pferd“ liegt ausgestreckt, friedlich auf der Seite im Tiefschlaf. Ein Pferd muss sich als Fluchttier dazu absolut sicher fühlen. Es ist ein starkes Gegenbild zu den uns bekannten klassischen Prachtstücken von Reiterdenkmälern des Erzherzogs Karl (1860) und Prinz Eugen (1865) am Wiener Heldenplatz, deren Pferde die Virilität und Macht ihrer ruhmreichen Herren verkörpern.

Über die Bedeutung öffentlicher Räume

Heike Mutter und Ulrich Genth erforschen Städte und die Bedeutung öffentlicher Räume und schaffen mit ihren skulpturalen Eingriffen kommunikative Orte. Am Wiener Reumannplatz stellen sie die Frage nach dem heutigen Umgang mit dem in Wien ausgeprägten Denkmalkult des 19. Jahrhunderts, der für die Konstruktion wie für die Repräsentation von Nationalstaatlichkeit im vorletzten Jahrhundert und so für eine kulturelle Identifikation bis in die Gegenwart steht.

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Der neue Kunstplatz Favoriten befindet sich unweit des Eisgeschäftes Tichy. Eröffnet wird er von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR). Wie auch am Kunstplatz am Graben werden hier jährlich abwechselnd Künstler den Ort gestalten. Am Graben war etwa von Juni bis November zementierte Kleidung von Hannes Zebedin als Kritik an der Konsumgesellschaft ausgestellt. Vorgeschlagen werden die Künstler von einer fünfköpfigen Jury, die aus Künstlern, Professoren oder Architekten besteht.