Chronik/Wien

Kritik an "unverhältnismäßiger" Ringsperre reißt nicht ab

Stundenlange massive Verkehrsbehinderungen aufgrund einer Veranstaltung, die allenfalls mäßig besucht war – die zwölfstündige Ringsperre anlässlich des Autofreien Tags am Montag sorgt weiter für Unmut. In einer Umfrage auf KURIER.at sprechen sich fast 81 Prozent der Teilnehmer gegen ein Fortführung der Veranstaltung in den nächsten Jahren aus.

"Eine Partei darf nicht das Demonstrationsrecht für ihre Zwecke missbrauchen", wettert Ursula Stenzel (ÖVP), Bezirksvorsteherin der Innenstadt, in Richtung Grüne und wirft ihnen eine Ideologisierung des Verkehrsthemas zulasten der Anrainer und Autofahrer vor.

"Die Frage, ob es Sinn macht, den Ring zu sperren, muss man sich bei jeder Demo stellen", kontert der grüne Planungssprecher Christoph Chorherr. Im konkreten Fall sei das Wetter schuld an der geringen Teilnehmerzahl gewesen. Grundsätzlich seien aber nicht die Grünen, sondern die Veranstalter für den Event zuständig.

"Reibungslos"

Alec Hager von der IG Fahrrad – eine der Mitorganisatoren – versteht die Aufregung nicht: "In anderen Städten wie etwa Brüssel funktionieren die Aktionen rund um den Autofreien Tag reibungslos." Letztlich sei nicht die Demo, sondern die Autofahrer selbst zumindest mitverantwortlich, wenn es zu Staus komme. Denn die Grundidee des Events sei eben, dass sich die Autofahrer für diesen einen Tag über die Nutzung anderer Verkehrsmittel Gedanken machen sollen.

Kommendes Jahr werde der internationale Autofreie Tag auf alle Fälle auch wieder in Wien begangen werden – ob dafür abermals der Ring großflächig gesperrt wird, lässt Hager aber noch offen.

"Als "unverhältnismäßig" bezeichnet hingegen auch der Verkehrsplaner Hermann Knoflacher die Ringsperre. Für solche Aktionen gebe es eindeutig geeignetere Plätze. "Ein besserer Ort, um Straßenraum in Lebensraum umzuwandeln, wäre zum Beispiel die Währinger Straße. Wenn man hier nur mehr die Straßenbahn fahren lässt und ansonsten Platz für Fußgänger schafft, könnte das die Wiener von autofreien Zonen überzeugen."

Autofreie City

Während in Wien noch über temporäre Ringsperren gestritten wird, ist man in anderen Städten schon weiter: Als Maßnahme gegen die Luftverschmutzung will Madrid Autos weitgehend aus dem Zentrum verbannen. Ab 2015 sollen rund um die Puerta del Sol in der Altstadt nur noch Anrainer freie Fahrt haben. Knoflacher kann sich das auch in Wien vorstellen: "Wenn im gesamten 1. Bezirk die Autos verschwänden, würde das nicht nur die Lebensqualität erhöhen. Die Innenstadt wäre auch als Wohn- und Aufenthaltsort interessanter."

So weit wollen sich die Grünen (noch) nicht aus dem Fenster lehnen. "In immer mehr Städten wird der Raum zugunsten der Fußgänger und zulasten der Autos umverteilt", sagt Chorherr dazu. Diesen Weg werde man auch in Wien weitergehen. Konkrete Projekte wollen die Grünen im Wahlkampf präsentieren.

Spärlicher Besuch beim autofreien Tag:

Alle Inhalte anzeigen