Kritik an Plan für St. Marx: "Stadt ist auf dem Holzweg"
Von Julia Schrenk
Parov Stelar und The Cure, waren dort, The XX kommen bald. Es gab Gala-Abende, Kunst-Messen, Festivals (Street-Food), Design-Märkte (Edelstoff) und ein funktionierendes Theater-Konzept (Globe Wien). In den vergangenen Jahren hat sich die ehemalige Rinderhalle in St. Marx im dritten Bezirk als Veranstaltungshalle etabliert. Die Stadt aber will Mitte dieses Jahres den Vertrag mit Pächter Herwig Ursin und seiner Agentur "Hey You" beenden und ein neues Konzept umsetzen. "Marx-Halle reloaded" heißt das Projekt der Wiener Standortentwicklung (WSE). Das Auswahlverfahren für Interessenten hat bereits begonnen. Ziel ist "der Aufbau eines urbanen Zentrums", wo "Menschen arbeiten, sich vernetzen" und "entspannen". Soll heißen: Lokale, Shops, Büros für Start-Ups und Fitnesscenter.
In Deckung
Ob die aktuellen Veranstaltungen wie das Globe Wien oder die Vienna Contemporary weiterhin stattfinden können, ist unklar. Äußern wollen sich jene, die die Marx-Halle aktuell bespielen, kaum. Die Agentur Hoanzl schweigt, Christina Steinbrecher-Pfandt von der Vienna Contemporary sagt nur: "Wir sind zuversichtlich, die Vienna Contemporary auch ab dem Jahr 2018 in der Marx Halle veranstalten zu können." Vom aktuellen Pächter Herwig Ursin heißt es: "Wir wollen uns Ende dieser Woche mit einigen der Großveranstalter in der Marx-Halle zusammensetzen, um die weitere Vorgangsweise zu besprechen." Soll heißen: Ob man gemeinsam am Wettbewerb teilnimmt, oder nicht.
Nur einer nimmt sich kein Blatt vor den Mund: Martin Kraml, der bis Ende 2016 das Restaurant "East End" in St. Marx betrieb. Kraml sagt, er musste schließen, weil die Stadt 4000 Euro Miete verlangte. Das gehe sich für ein Lokal, das täglich frisch koche, nicht aus. Für die Betriebe in St. Marx gebe es "keine Perspektive". Das dürfte auch die Stadt so sehen, wenn sie nicht einmal ihre eigenen Medien dort einquartiert: W24 etwa hat seinen Sitz im 14. Bezirk. "Endlich hat einer was gemacht, und dann unterbindet man das. Die Stadt ist auf dem Holzweg", sagt Kraml. Er kritisiert auch die Ausschreibung: "Die Stadt hat kein Konzept, will aber eines haben, das von einer Jury der Stadt bewertet wird. Und ein Investor soll das dann finanzieren? Das schrammt an der Realität vorbei."
Laut Mario Scalet, Sprecher der WSE, war die derzeitige Nutzung nur eine Zwischennutzung. Künftig will man die Halle "dauerhaft öffentlich zugänglich machen".