Chronik/Wien

Kleingärtner fürchten Großprojekt

Maria Eibensteiner ist ein gebranntes Kind. Als sie noch ein Mädchen war, wohnte sie mit ihren Eltern in einem schmucken kleinen Haus mit Garten in der Nähe der Trabrennbahn in der Donaustadt. Außer dem Wiehern der Pferde war kaum ein Geräusch zu hören, erzählt sie. Bis auf dem Nachbar-Areal die Rennbahnsiedlung aus dem Boden gestampft wurde. Da war es mit dem Idyll vorbei. Mehr als nur einmal gab es mit jugendlichen Vandalen aus dem Gemeindebau Ärger.

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Jetzt hat die 71-Jährige ein Deja-vu. Zurzeit wohnt sie mit ihrem Ehemann in einer beschaulichen Kleingartensiedlung in Hetzendorf, südlich des Südwest-Friedhofs. Direkt neben einem riesigen Grünareal, auf dem zurzeit nur vereinzelte Verwaltungsgebäude stehen. Doch auch dessen Tage dürften gezählt sein. Denn auf dem Grund der ARE Austrian Real Estate (einer Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft) am Emil-Behring-Weg könnte ein Bauprojekt der Superlative entstehen. Auf 107.400 Quadratmetern sollen hier 1100 Wohnungen und 1000 Parkplätze entstehen.

Die Kleingärtner hätten dann mehrere Dutzend Gebäude der Bauklassen 1, 2, 3 und 5 direkt vor ihren Gartenzäunen. Vor allem die 26 Meter hohen Wohntürme, von denen in einem Vorentwurf die Rede ist, sind den Nachbarn ein Dorn im Auge.

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Die Anrainer sind mit ihrer Skepsis aber nicht allein. Auch in der Bezirksvertretung hat man mit der Nachnutzung des Geländes in dieser Form wenig Freude. Insbesondere mit der hohen Bebauungsdichte. Die „rotgrüne Wohnbaupolitik heißt nichts anderes als Umwidmen und Zubetonieren“, meint etwa Bezirksrat Franz Schodl von der Liste „Pro Hetzendorf“.

Überdimensioniert?

„Die vorhandene Infrastruktur trägt ein Projekt dieser Größe nicht“, erklärt der stellvertretende Meidlinger Bezirksvorsteher, Peter Kovar (SP). „Zum einen erreicht man das Gelände mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer. Und zum anderen haben wir dort zu wenig Schul- und Kindergartenplätze.“ Zudem fehle es bis dato an Einkaufsmöglichkeiten. Ziel der Bezirkspolitik sei deshalb die Baudichte zu reduzieren.

Eine Möglichkeit zur Mitsprache hat der Bezirk im Flächenwidmungsverfahren. Denn zurzeit besteht für das Grundstück noch eine befristete Bausperre.

Seitens des Grundeigentümers versucht man, zu beruhigen. „Grundsätzlich stimmen die kolportierten Dimensionen mit unserem städtebaulichen Konzept überein. Wir sind aber noch in einer sehr frühen Phase des Projektes. Derzeit ist noch nichts in Stein gemeißelt“, sagt ARE-Sprecher Ernst Eichinger. „Von einem Baubeginn sind wir derzeit noch weit entfernt.“