Chronik/Wien

Keine Shorts für Müllmänner

Die Bilder gingen um die Welt: Im luftigen Röckchen pilotierten vor wenigen Wochen Lokführer ihre Züge durch die Vororte von Stockholm. Mit der Aktion protestierten sie gegen ihren Dienstgeber, der ihnen trotz Tropenhitze verboten hatte, kurze Hosen zu tragen.

Jetzt erreicht die Debatte über die zulässige Beinfreiheit bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Österreich: Etliche der hitzegeplagten Müllmänner der Wiener MA 48 haben zuletzt ihre orange Arbeitshose im Spind gelassen und zogen stattdessen in legeren Shorts die Mülltonnen über die glühend heißen Gehsteige.

Hitzewelle hin oder her: Bei ihrem Arbeitgeber hat man für solche eigenmächtigen Änderungen des Dresscodes kein Verständnis. Das Tragen von kurzen Arbeitshosen sei nicht erlaubt, heißt es in einem aktuellen internen Rundschreiben. Eine Anweisung, die manchen Müllaufleger zur Weißglut treibt: „Asphaltierer oder Pflasterer arbeiten mit kurzen Hosen. Warum wir nicht?“, empört sich einer von ihnen. „Wo bleibt bei unserem schweren Job ein bisschen Erleichterung, welche die Gemeinde nichts kostet?“

„Eine kurze Hose, wenigstens eine knielange, wär jetzt schon bequem“, sagt einer seiner Kollegen, den der KURIER auf seiner Tour durch Neubau traf. „Aber aus Sicherheitsgründen ist uns das nicht erlaubt.“ Zwecks Kühlung hat er sich die orange Hose etwas aufgekrempelt. Streng genommen ist selbst das seitens der MA 48 untersagt.

Sicherheit

„Auch bei großer Hitze hat die Sicherheit Vorrang“, betont eine Sprecherin der MA 48. Und dazu gehörten eben lange Hosen. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, im Hochsommer die Sicherheitsschuhe mit Flip-Flops zu vertauschen.

Man bemühe sich gleichzeitig, die Mitarbeiter bestmöglich vor der Hitze zu schützen: „Sie bekommen unter anderem UV-Schutz und Bekleidung mit hohem Baumwoll-Anteil.“

Mit Strafen müssen Müllmänner in Shorts übrigens nicht rechnen. Die MA 48 setzt auf Aufklärung.