Spitäler: KAV glaubt nicht an Ärzte-Streik
Noch bis Sonntag stimmen die rund 3500 Ärzte des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) darüber ab, ob sie zu einem Streik bereit sind. Stein des Anstoßes ist die geplante Reduktion von rund 40 Nachtdiensten bis September. Die Ärztekammer spricht von einem Bruch des Vertrages, der im Vorjahr mit dem KAV aufgrund der notwendigen Reduktion der Arbeitszeiten ausgehandelt wurde.
Der KAV rechnet nicht mit einem Streik der Spitalsärzte wegen der Umsetzung der neuen Arbeitszeitenregelungen. "Ich persönlich halte einen Streik den Patienten gegenüber nicht für vertretbar", sagte KAV-Generaldirektor Udo Janßen vor Journalisten.
"Kann nicht sehen, warum die Ärztekammer von einem Vertragsbruch spricht"
Die Wiener Ärztekammer befragt die Mediziner in den Gemeindespitälern derzeit zu ihrer Streikbereitschaft. Die Befragung läuft bis einschließlich 21. August. Das Ergebnis soll tags darauf, am 22. August, veröffentlicht werden. Ausschlaggebend war laut Ärztekammer die geplante Streichung von 40 Nachtdiensten.
"Wahltaktische Überlegungen der Ärztekammer"
"Es ist eine Utopie der Ärztekammer zu sagen, es gibt mehr Gehalt, ohne dass das, was vereinbart wurde, umgesetzt wird", meinte Janßen zur Kritik der Ärztekammer. Die Mehrausgaben des KAV für die Erhöhung der Grundgehälter beliefen sich auf 60 Mio. Euro. Abgefragt werde außerdem nicht, ob gestreikt werden soll, sondern lediglich, ob die Bereitschaft dazu bestehe, betonte er. Er führt die Befragung auf "wahltaktische Überlegungen der Ärztekammer", deren Wahl im März 2017 ansteht, zurück.
Leistungseinschränkungen befürchtet
Angebliches Verbot von Überstunden
Alarm schlug die Ärztekammer außerdem wegen einem angeblichen Verbot von Überstunden. Laut Presse sollen eine 40-Stunden-Woche etabliert und Überstunden ab Oktober nicht ausbezahlt, sondern nur noch in Freizeit (Zeitausgleich) abgegolten werden. Dass Überstunden künftig nicht mehr ausbezahlt werden, sei nicht der Fall, sagte Janßen: "Wir werden auch in Zukunft Mehrdienstleistungen auszahlen müssen." Es sei jedoch sehr wohl das Ziel, Überstunden möglichst zu vermeiden und diese in erster Linie mit Zeitausgleich und erst, wenn das nicht möglich ist, finanziell abzugelten. "Geplante Mehrdienstleistungen sind auf das zwingend notwendige Maß zu reduzieren", sagte Janßen.
Spitalsambulanzen sollen entlastet werden
Entlastet werden sollen auch die Spitalsambulanzen - durch die Zentralen Notaufnahmen. Deren Umsetzung schreitet laut KAV voran. Im Krankenhaus Floridsdorf, in Hietzing und im Wilhelminenspital sind bereits Notaufnahme-Stationen mit insgesamt 38 Betten vorhanden. In der Rudolfstiftung soll im Herbst eine Zentrale Notaufnahme mit 24 Betten in Betrieb gehen. Im Donauspital und im Kaiser-Franz-Josef-Spital sind derzeit noch keine Notaufnahmen mit Betten vorhanden, diese werden erst nach Umbauten in den kommenden Jahren entstehen. "Wir werden weitere Adaptierungen vornehmen, wenn die Zentralen Notaufnahmen fertig sind", sagte Janßen in Bezug auf die Reduzierung der Nachtdienste: "Der Prozess ist nicht abgeschlossen."
Ärztekammer ortet "Bankrotterklärung"
Dass der Direktor des KAV, Udo Janßen, die jüngste Kritik der Ärztekammer mit den im kommenden Jahr anstehenden Kammerwahlen in Verbindung bringt, sorgt beim Chef der Interessensvertretung für veritablen Ärger. Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ortete am Mittwoch eine "Bankrotterklärung des gesamten Wiener Gesundheitswesens".
"Minimierung von ärztlichen Leistungen am Rücken und zum Schaden der Patienten"
"Wenn nun weitere 40 Nachtdiensträder gestrichen werden, was nichts anderes bedeutet, als dass 14.600 Mal im Jahr an einem Nachmittag und in der Nacht in den KAV-Häusern jeweils statt zwei Ärzten nur mehr einer da ist, statt drei Ärzten nur mehr zwei, und so weiter, dann verfolgt die Gemeinde Wien nur mehr ein Ziel, nämlich die Minimierung von ärztlichen Leistungen am Rücken und zum Schaden der Patienten", rechnete Szekeres vor.