Kampf der Müllmisere auf dem Naschmarkt
Von Bernhard Ichner
Den Mariahilfer Gastronomen Adi Gharib und Manuel Ercin graut vor Samstagnachmittagen. Denn nachdem die Marktstandler vom Flohmarkt auf dem Naschmarkt verschwunden sind, ist das Areal bei der Kettenbrückengasse von Müll übersät. Altpapier und Plastiksackerln liegen ebenso herum, wie Textilien und sogar Sperrmüll, wie alte Haushalts- und TV-Geräte.
Die Abfälle werden zum Teil aber auch in den Schanigarten der „Cortez Xclusiv Bar“ in der Linken Wienzeile geweht. Und obwohl das Personal bemüht sei, den Dreck rasch zu entfernen, würden Passanten denken: „Was für ein Drecksladen?“ und das Lokal meiden, klagt Ercin.
Darunter leide der Umsatz. Pro Monat verliere man so rund 2000 Euro, sagt Gharib – der bereits ein paar Ideen hätte, wie die Müllproblematik am Naschmarkt in den Griff zu bekommen wäre. „Entweder man stellt einen Windfang rund um das Areal auf oder man etabliert eine eigene Naschmarkt-Security“, meint er.
Damit schlägt der Gastronom in dieselbe Kerbe wie der Mariahilfer FPÖ-Obmann Leo Kohlbauer. Der kritisiert vor allem, dass der Bezirk für die Müllentsorgung aufkommen muss. 500.000 Euro koste das pro Jahr und etwa 10.000 Euro pro Flohmarkt-Tag, sagt er.
Um dem von undisziplinierten Marktstandlern verursachten Müllchaos entgegenzuwirken, plädieren die Freiheitlichen für höhere Standgebühren, eine spezielle Flohmarkt-Security sowie empfindlich höhere Verwaltungsstrafen.
Illegale Standler
Im Büro des Mariahilfer Bezirksvorstehers, Markus Rumelhart (SPÖ) bestätigt man die Problematik und verweist ebenfalls auf die hohen Kosten der Entsorgung. Im Gegensatz zur FPÖ beziffert man diese allerdings mit 86.200 Euro im Jahr 2017 und rund 7000 bis 8000 Euro pro Monat. Die von den Freiheitlichen kolportierten 500.000 Euro würden Müllentsorgung und Schädlingsbekämpfung auf dem gesamten Naschmarkt umfassen – und nicht nur auf dem Flohmarktareal.
Die Müllmisere sei dem Bezirk jedenfalls schon lang ein Dorn im Auge. Schuld daran seien aber nicht die rund 400 legalen Marktstandler, die den Naschmarkt ab Samstagfrüh bevölkern, sondern deren illegale Nachfolger, erklärt Rumelhart-Sprecher Otto Steinbach. „Denn wenn die Standler ihre Waren gegen Mittag verkauft haben, gehen sie heim und die Stände bleiben zum Teil leer zurück. Dann kommen illegale Händler, die ihre Waren ,gefunden’ oder aus Gewandcontainern entwendet haben und nehmen die leeren Stände ein. Und was sie nicht verkaufen, lassen sie einfach liegen.“
Neue Öffnungszeiten
Beim Marktamt kennt man die Forderungen der FPÖ bzw. aus der Gastronomie. Einen eigenen Sicherheitsdienst gebe es aber bereits, sagt Sprecher Alexander Hengl. Und gegen eine Einzäunung des Areals habe es Einwände ob der Optik gegeben.
Zwar würden Polizei und Security die illegalen Verkäufer regelmäßig kontrollieren, anzeigen und ihre Waren beschlagnahmen, betont Hengl. Da diese ihre Waren aber ohnehin gratis lukrieren und zum Teil nicht einmal Meldeadressen hätten, an die man Anzeigen zustellen könne, bleibe die Müllproblematik akut.
Abhilfe soll die neue Marktordnung bringen, die derzeit noch in Begutachtung ist und mit 1. Oktober in Kraft treten soll. Darin sei unter anderem verankert, dass der Flohmarkt auf dem Naschmarkt künftig früher zusperren soll, heißt es im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Auf Wunsch des Bezirks soll künftig nur mehr von 6 bis 14 Uhr geöffnet sein. Illegale Verkäufer würden so keine Stände mehr vorfinden.