Känguru im Wiener Stadtpark war Werbeaktion
Das vermeintliche Känguru im Wiener Stadtpark war eine Werbeaktion. Wie bereits nach dem Auftauchen des Tieres am Dienstag vermutet wurde, waren die "Leserfotos" gefakt. Dennoch hatten zahlreiche Online-Medien die Bilder ungeprüft veröffentlicht, dutzende Schaulustige, Journalisten und auch das Veterinäramt machten sich auf die naturgemäß erfolglose Suche nach dem Tier.
"Aber wie so oft trügt der Schein. Denn es gibt keine freilaufenden Kängurus in Österreich", berichtete die Urheberin der Fotos am Mittwoch in einer Aussendung. Ursprünglich war auf den Bildern ein aufblasbarer Flamingo zu sehen, der mittels Montage in ein Känguru verwandelt wurde. Das australische Beuteltier dominierte am Dienstag auch die Sozialen Netzwerke. Der Tiergarten Schönbrunn zählte gar seine Kängurus ab und teilte mit, dass keines ausgebüxt ist.
Am Mittwoch folgte die Auflösung: Die Bilder waren ein Werbegag einer Bademodenfirma. Das von einer Österreicherin in Sydney gegründete Start-Up postete die "Auflösung" nun auf seiner Website und den Social-Media-Kanälen.
Interessantes Detail: Facebook-Benutzerin Katharina E., die eines der Känguru-Fotos postete, arbeitet bei jener Werbeagentur, die bereits mit dem vermeintlichen Diebstahl des Gipfels der Zugspitze 2013 für medialen Rummel sorgte. Damals wurde ein YouTube-Video verbreitet, das den Diebstahl dokumentieren sollte – tagelang rätselten die Medien über den Vorfall. Es hatte sich jedoch um eine Werbeaktion für eine Modellbaumesse in Wien gehandelt.
"Wir sind noch ein bisschen digital naiv"
"Wir sind noch ein bisschen digital naiv", sagte Daniela Kraus, Geschäftsführerin vom Forum Journalismus und Medien Wien (fjum). Die ungeprüfte Veröffentlichung solcher Fotos sei symptomatisch - "erstens für den Ressourcenmangel im Journalismus und zweitens für ein mangelndes Bewusstsein im veränderten Umgang mit Social Media und User-generated-Content". Journalistische Grundlagen wie Check, Recheck, Doublecheck "gilt für User-generated-Content offenbar noch nicht", sagte Kraus. Dabei sei bei Fotos ganz einfach überprüfbar, ob das Bild manipuliert ist. Verifizierung von Informationen bzw. wie mit Leserfotos umgegangen werden muss "ist ganz klar eine Aufgabe von redaktioneller Qualitätssicherung und nicht von einzelnen Journalisten", meinte Kraus.