Chronik/Wien

Ins Servitenkloster ziehen erneut Flüchtlinge ein

Abdul floh mit seiner Familie vor politischer Verfolgung in Afghanistan. Während der Flucht nach Europa verlor er seine Eltern, über deren Verbleib weiß der heute 17-Jährige noch immer nichts. Allein kam er in Österreich an, seit drei Jahren wartet er in Wien auf sein Asylverfahren. Die Zeit nützte er, um Deutsch zu lernen und die Hauptschule abzuschließen.

Abdul ist einer jener 45 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die gemeinsam mit 13 erwachsenen Asylwerbern im ehemaligen Servitenkloster in Wien-Alsergrund ein neues Dach über dem Kopf erhalten. Am Dienstag eröffneten Kardinal Christoph Schönborn, Caritas-Direktor Michael Landau und SPÖ-Stadträtin Sonja Wehsely die neue „Wohngemeinschaft Refugio“.

Flucht vor Islamisten

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen auf der Flucht hier unterkommen. 2013, nach den Flüchtlingsprotesten in der Votivkirche, diente das ehemalige Kloster als Ausweichquartier.

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In den nächsten Tagen übersiedeln 14- bis 18-jährige unbegleitete Mädchen und Burschen – allesamt in der Grundversorgung – hierher. Erste Nachbarn hätten sich bereits bei der Pfarre gemeldet und ihre Hilfe angeboten, schildert Landau – der angesichts des Terrors in Paris betonte: „Diese Menschen fliehen vor dem radikalen Islamismus. Darum dürfen die Attentate nicht für flüchtlingsfeindliche Agenda missbraucht werden.“ Nachsatz: "Ein Kind ist ein Kind. Egal, wo seine Wiege steht."

Wien übererfüllt die Flüchtlingsquote übrigens – zurzeit liegt man bei 120 Prozent. Seit Anfang September reisten rund 250.000 Flüchtlinge durch die Bundeshauptstadt. In etwa 20 Notunterkünften standen bis zu 8000 Betten pro Tag zur Verfügung. Seit Mitte September haben außerdem rund 8000 Personen in Wien einen Asylantrag gestellt.