Im Grätzel: Zwischen Juwelier und Kebab-Stand
Von Julia Schrenk
Das mit der Wallensteinstraße in der Brigittenau ist so eine Sache. In den 1970er- und 80er-Jahren war sie unter den Top-Ten der prächtigsten Einkaufsstraßen Wiens.
Es gab mehrere Herren- und Damenmodengeschäfte, Juweliere, Schuhgeschäfte. "Da sind wir die Straße einmal hinauf und einmal hinunter gegangen und hatten für alle Verwandten die Weihnachtsgeschenke", erzählt Ursula Petz, die in der Trafik in der Wallensteinstraße arbeitet. Von Ruhm und Glanz sei aber wenig übrig: "Jetzt kann man seinen Verwandten zu Weihnachten drei Kebab kaufen. Schauen Sie sich um, ein Getto ist das geworden", sagt Petz, während ein Wiener mit Migrationshintergrund nach dem anderen in die Trafik kommt, um Rubbellose und Zigaretten zu kaufen.
Die Wallensteinstraße ist aber auch Hühnerparadies und Kebab-Bude und zwischendurch Leerstand.
Eines der leer stehenden Lokale wird derzeit revitalisiert: In der Nummer 3–5, gleich bei der U4-Station Friedensbrücke, eröffnet Manuela Atanelov am 24. November die ehemalige Zielpunkt-Filiale neu.
Die Geschäftsführerin kennt die Wallensteinstraße gut: "Wir haben hier schon viel Ware verkauft", sagt Atanelov. Das neue Geschäft soll die Nahversorgung aufrecht erhalten. "Wir wollen ein Geschäft für alle sein", sagt Atanelov. Obst, Gemüse und Fleisch soll "familienfreundlich", also billig, sein.
Gegensteuern
Daniela Malecha, die im August die Boutique "Joker" gleich gegenüber der Zielpunkt-Filiale eröffnet hat, kann der Neuübernahme etwas abgewinnen: "Das bringt insofern etwas, als es dann einen Leerstand weniger gibt." Nachsatz: "Und dass es nicht wieder ein exotisches Geschäft ist."