Chronik/Wien

Hochstapler-Prozess in Wien: Fünf Jahre Haft

Einst logierte er in einem feudalen Penthouse, fuhr ein teures Auto und liebte Champagner. Er trug Maßanzüge und italienische Seidenkrawatten, sinnierte über Opernvorstellungen.  Er präsentierte sich als Geschäftsmann, hatte angeblich in den Anfangsjahren auch bei Wirecard die Finger im Spiel. Und in jungen Jahren will er – in streng geheimer Mission –  in Krisenländer gereist sein, um auf Spezialoperationen Bösewichte auszuschalten.

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Aus der Untersuchungshaft in der Justizanstalt Leopoldstadt wird der 56-Jährige im knittrigen Hemd vorgeführt. Seine Haltung ist gebückt, die Haare wirken ein wenig zerzaust.  Der Angeklagte hat reihenweise Frauen um ihr Geld gebracht, ihre Existenzen zerstört.

Vier der Frauen sagen am Freitag im Landesgericht für Strafsachen aus. Zwei von ihnen haben ihn über eine Partnervermittlungs-Plattform kennengelernt. „Er war spendabel, lebte auf höherem Niveau“, erinnert sich eine Frau. „Er hat mit Namen nur so um sich geworfen. Er ist extrem höflich, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und kann immer alles plausibel erklären.“ Was sie nicht wusste: Einige Rechnungen des feudalen Lebenswandels zahlte sie. 

„Seine Intelligenz wurde nur mehr durch seine kriminelle Energie übertroffen“, schildert eine andere. Der Frau präsentierte er sich als perfekter Partner. Er kochte, kümmerte sich um den Sohn. „Er hat gewusst, was mir wichtig ist.“ Dass er mehrere Vorstrafen hatte, erzählte er weniger gern. Unter anderem eine wegen Betrugs. Deshalb musste er sogar drei Monate lang eine Fußfessel tragen.

Doch die Geschichte, die er daheim auftischte, klang anders. Er sei überfallen worden. Durch seine Ausbildung in einer Spezialeinheit habe er den Täter aber überwältigt und ihm dabei einen Arm gebrochen. Dafür sei er verurteilt worden.

Allen Frauen lockte er Geld heraus. Seine Ehefrau, mit der er 20 Jahre verheiratet war und zwei gemeinsame Kinder hat,  trieb er in den Privatkonkurs.  „Als er ausgezogen ist, hatte ich 50 Euro in der Tasche. Sämtliche Konten waren überzogen“, erzählt sie. 

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Der Gesamtschaden beläuft sich auf 670.000 Euro. „Ich empfinde Reue, ekle mich vor mir selbst“, sagt der geständige Angeklagte. „Er wollte in einer Liga mitspielen, in der er nichts verloren hat“, erklärt Anwalt Erich Gemeiner.

Nach vier einschlägigen Vorstrafen muss er nun ins Gefängnis. Urteil: Fünf Jahre Haft, nicht rechtskräftig.

„Sie sind ein blitzgescheiter Mann“, stellt Richterin Christina Salzborn fest. „Hätten Sie Ihre Intelligenz für andere Dinge eingesetzt, hätte die Welt mehr davon gehabt. Unbelehrbarkeit hat jetzt einen zweiten Namen – und das ist Ihrer.“

„Ich wusste, dass das Lügenkonstrukt irgendwann zusammenbricht. Ich möchte nach der Haft wirklich ernsthaft arbeiten“, sagt der 56-Jährige.