Chronik/Wien

Großaktion: Der gesamte Gemeindebau ist übersiedelt

Als ich erfahren hab, dass ich ausziehen muss, war das schon ein Hammer. Noch heute frage ich mich, warum Wiener Wohnen nie etwas getan hat, um den Bau zu sanieren“, sagt Helene Cech, während sie noch einmal auf der Bank im Innenhof sitzt. In ihm häuft sich jetzt das Gerümpel. „Wenn ich bloß die Veilchen mitnehmen könnte“, sagt Frau Cech.

Von 1953 an, also seit es das Haus gibt, lebte sie in dem Gemeindebau in der Meidlinger Darnautgasse. Im Herbst wurde ihr wie den rund 150 anderen Bewohnern mitgeteilt, dass sie nach 60 Jahren ihre 56-m²-Wohnung verlassen muss. Im Zuge der Vorbereitung einer Sanierung hatte sich herausgestellt: Das Haus ist so desolat, dass eine Erneuerung zu teuer wäre (der KURIER berichtete).

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Also startete Wiener Wohnen eine in diesem Ausmaß nicht alltägliche Umsiedlungsaktion: Den Mietern wurden Gemeindebau-Ersatzwohnungen zu gleichen Konditionen angeboten, private Investitionen abgelöst.

Nach anfänglichem Unmut ist am 31. März der letzte Bewohner ausgezogen. Für mehr als die Hälfte fand sich eine Wohnung in ihrem Heimatbezirk, andere sind nach Favoriten, Hietzing oder Liesing gezogen.

Erwin und Margarete Wagner sind nach 24 Jahren in der Darnautgasse jetzt in die Hetzendorfer Straße übersiedelt. „Natürlich waren auch wir anfangs geschockt“, erinnert sich der 66-Jährige. „Aber wenn die Suppe mehr kostet als das Fleisch, muss man das akzeptieren.“ Eine Sanierung hätte die Miete so hochschnellen lassen, dass sie für das Ehepaar nicht mehr leistbar gewesen wäre.

Immerhin: Mit 53 m² ist die neue Wohnung sogar um fünf m² größer als die alte.

Schon bald werden die Abriss-Maschinen in der Darnautgasse anrücken. Auf dem Areal soll ein neues Wohnhaus entstehen. Es wird auf alle Fälle ein sozialer Wohnbau sein, versichert man bei Wiener Wohnen.

Alte, neue Nachbarn

Zufrieden ist mittlerweile auch Frau Cech, die jetzt auf der 2er-Stiege ums Eck in der Theergasse wohnt. Zufällig ist auch ihre Freundin aus dem alten Haus hier hergezogen. „Jeden Tag kommt sie auf einen Kaffee vorbei.“ Den ruhigen Innenhof in der Darnautgasse vermisst sie allerdings schon. Denn das Kindergeschrei im neuen Haus sei etwas anstrengend. Dafür hat die Wohnung einen Balkon. „Den würde ich um nichts in der Welt mehr hergeben. Jeden Morgen sitze ich draußen in der Sonne.“