Chronik/Wien

Getötete 13-Jährige: Fahndung nach drittem Verdächtigen

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zur am Wochenende missbrauchten und in Wien-Donaustadt tot aufgefundenen 13-Jährigen wird nach einem dritten Verdächtigen gefahndet. Das berichteten mehrere Medien am Mittwochnachmittag.

APA-Informationen zufolge habe sich neben den bisher festgenommenen Tatverdächtigen - zwei Burschen aus Afghanistan im Alter von 16 und 18 Jahren - zumindest ein weiterer junger Mann in der Wohnung des 18-Jährigen aufgehalten, als die 13-Jährige dort Drogen verabreicht bekommen haben soll und anschließend missbraucht worden sein soll. Der mögliche dritte Beteiligte ist den Behörden namentlich bekannt, es soll sich ebenfalls um einen gebürtigen Afghanen handeln.

Seitens der Landespolizeidirektion wurde die laufenden Fahndungsmaßnahmen nicht bestätigt. "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren", meinte ein Sprecher am Mittwochnachmittag auf APA-Anfrage. Grundsätzlich könnten weitere Tatbeteiligte "im derzeitigen Ermittlungsstand nicht ausgeschlossen werden".

Jüngerer schweigt, Älterer bestreitet

Die beiden 16 bzw. 18 Jahre alten Verdächtigen haben in den Einvernahmen bisher nicht zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich schwieg der Jüngere bisher, während der Ältere bestritt, etwas mit der Tötung des Mädchens zu tun zu haben.

Nach einer weiteren polizeilichen Einvernahme am Mittwoch wurden sie in die Justizanstalt (JA) Josefstadt überstellt. "Die zuständige Staatsanwältin hat die Überstellung verfügt", teilte Carmen Kainz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Mittwochmittag auf APA-Anfrage mit.

Die Verdächtigen werden im Verlauf des Nachmittags Zellen in der Jugendabteilung der JA beziehen. Ab diesem Zeitpunkt hat die Anklagebehörde 48 Stunden Zeit, um U-Haft-Anträge beim Landesgericht einzubringen. Die Staatsanwaltschaft hat auch bereits die Einholung mehrerer Fachgutachten - darunter ein Obduktionsgutachten zur Abklärung der genauen Todesursache sowie ein toxikologisches und ein molekulargenetisches Gutachten - in Auftrag gegeben.

Zum 16-Jährigen wurden am Mittwoch weitere Details bekannt. Der junge Afghane befindet sich erst seit knapp drei Monaten in Österreich, er war am 7. April eingereist und stellte in weiterer Folge einen Asylantrag. Seine Mutter und seine Schwester halten sich bereits länger in Österreich auf, beide haben 2020 Asyl bekommen. Der 16-Jährige wurde zum Asylverfahren zugelassen - allerdings wurde nach Informationen der APA aufgrund des ihm nunmehr angelasteten Verbrechens ein Verfahren zur Aufenthaltsbeendigung eingeleitet.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl hatten am Montag Details zu den Ermittlungen rund um den Tod der 13-Jährigen bekannt gemacht. Das Mädchen kannte demnach die beiden Verdächtigen und hatte sie freiwillig in die Wohnung des 18-Jährigen in Wien-Donaustadt begleitet. Dort wurden ihr Pürstl zufolge Drogen - vermutlich Ecstasy - verabreicht, es hätten „Straftaten gegen die sexuelle Integrität“ des Mädchens stattgefunden.

Am Donnerstag lädt Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) zu einem Runden Tisch.  Geladen würden Experten unter anderem aus den Bereichen Frauen, Jugend, Psychologie und Arbeit, erklärte sie gegenüber der APA. Einen Schwerpunkt will Edtstadler, die während der Baby-Pause von Susanne Raab auch die Jugend- und Frauenagenden innehat, aber vor allem auch auf schnellere Abschiebungen von straffällig gewordenen Flüchtlingen legen.

Vieles unklar

Die näheren Umstände ihres Todes und wie die 13-Jährige auf die Straße kam, sind weiterhin unklar. Nach Informationen der APA soll der 18-Jährige sie aus der Wohnung getragen und in einem unweit seiner Bleibe gelegenen Grünstreifen abgelegt haben. Dittrich zufolge war dies auch am Dienstag noch Gegenstand von Ermittlungen. Behauptungen von Nachbarn, die Verdächtigen hätten dafür einen Teppich verwendet, wurden von der Polizei mittlerweile zurückgewiesen. 

Offen blieb, ob das Mädchen zum Zeitpunkt des Transports noch am Leben und bewusstlos oder bereits tot war. Pürstl stellte diesbezüglich fest, es müsse noch geklärt werden, ob eine Vorsatztat (eine auf den Tod des Mädchens gerichtete bzw. deren Ableben billigend in Kauf nehmende Handlung, Anm.) vorliege. Dafür dürfte die Einholung mehrerer medizinischer Gutachten erforderlich sein.

Zur Verantwortung des 18-jährigen afghanischen Staatsbürgers, der mehrfach in Österreich mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war - unter anderem wegen Suchtgifthandels, gefährlicher Drohung und Raufhandels - und abgeschoben werden sollte, wollte sich Dittrich nicht näher äußern.

Ein Verdächtiger äußerte sich

Somit blieb zunächst offen, ob er einfach nichts mit der Tötung zu tun haben will, nicht am Tatort gewesen sein will oder gar das Mädchen gar nicht gekannt haben will. Die Ermittler dürften jedenfalls überrascht sein, dass der Verdächtige überhaupt mit ihnen redet. Die normalerweise übliche Verhaltensweise - schweigsam zu bleiben - legt jedenfalls der 16-Jährige an den Tag. Weitere Festnahmen in dem Fall gab es bisher nicht, betonte Dittrich. Er wollte aber nicht ausschließen, dass es weitere Verdächtige gibt.

Unterdessen wurde ein Detail zum Opfer bekannt. Die NÖ Kinder- und Jugendhilfe teilte mit, dass „die betroffene Minderjährige an die örtlich zuständige Kinder- und Jugendhilfe angebunden und somit dieser bekannt war“.