Gerüchteküche um Stenzel
Von Elias Natmessnig
Nach der Abwahl von Ursula Stenzel blühen die Spekulationen. Hatte die 69-jährige Politikerin doch zuletzt mehrfach betont, weitermachen zu wollen.
Schon länger wird daher in Bezirkskreisen spekuliert, dass sie im Falle einer Niederlage im ÖVP-internen Machtkampf mit einer eigenen Liste antreten könnte. Stenzel selbst wollte am Mittwoch dazu nicht Stellung nehmen. Sie ließ über ihr Büro ausrichten, dass sie sich erst am Donnerstag zu ihrer Zukunft äußern wolle.
Dass sich im Bezirksvorstand alle(!) anwesenden ÖVP-Politiker für den neuen Spitzenkandidaten Markus Figl ausgesprochen haben, zeigt aber, wie sehr sich die Partei von Stenzel abgewandt hat.
Es ist die Abwahl einer Quereinsteigerin, die oft gegen die eigene Partei quergeschossen hat. Ihr Verhältnis zu Parteiobmann Manfred Jurazcka gilt als zerrüttet. Nach der Nationalratswahl 2013 kritisierte Stenzel ihren Parteiobmann scharf. "Der Stadtparteichef bringt keinen geraden Satz in einem TV-Interview raus", polterte Stenzel damals.
Juraczka selbst versucht nun zu kalmieren. "Gerüchte sind Gerüchte und als solche kommentiere ich sie nicht", sagte Juraczka auf KURIER-Nachfrage. Dass Stenzel jetzt der ÖVP den Rücken kehren könnte, glaubt Juraczka nicht: "Sie weiß dass sie in der ÖVP geschätzt wird. Ich sehe keinen Grund, warum sie aus der Partei austreten sollte."
Verlust
Welche Folgen eine neue Liste haben kann, mussten die Grünen bei der Wien-Wahl 2010 bitter erfahren. Der damalige Bezirksvorsteher der Josefstadt, Heribert Rahdjian, wurde von den Grünen nicht mehr als Spitzenkandidat für die Wahl aufgestellt. Rahdjian trat daraufhin mit der eigenen Liste "ECHT Josefstadt" an, und erreichte auf Anhieb 12 Prozent. Die Grünen verloren mehr als 8 Prozent und damit auch ihren Bezirksvorsteher. Lachender Dritte war 2010 Veronika Mickel. Die bislang unbekannte ÖVP-Spitzenkandidatin wurde neue Bezirkschefin.