Chronik/Wien

Gasthaus Sperl in Wien: Noch immer kein Neubau in Sicht

Das Gasthaus Sperl in der Karolinengasse war ein gutbürgerliches Wiener Beisl mit gepflegter Küche und schönem Innenhof. Entsprechend groß war der Schock bei den Stammgästen, als Wirt Karl Sperl im Juni 2018 via Facebook-Post („Pfiat eich“) die Schließung bekannt gab.

Als Begründung gab er die schwierige Situation im Gastgewerbe an. Die kolportierten vier bis sechs Millionen Euro, die für den Verkauf des Hauses geflossen sein sollen, könnten bei der Entscheidung aber auch eine Rolle gespielt haben.

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Nur wenige Tage nach der letzten Sperrstunde rückten die Bagger an und begannen mit dem Abriss des Biedermeierhauses von 1827. Der neue Eigentümer – eine ausschließlich für dieses Bauprojekt gegründete Firma namens Chez Karoline GmbH – hatte es deshalb so eilig, weil Anfang Juli 2018 eine Novelle der Bauordnung in Kraft trat, derzufolge Altbauten grundsätzlich nur nach Genehmigung abgerissen werden dürfen. Das Haus in der Karolinengasse war nicht das einzige, das in Wien damals im letzten Moment geschleift wurde.

Die Wiedner Grünen hat der Vorgang so empört, dass sie die Baustelle „bewachten“ und alle Hebel in Bewegung setzten, um den Abriss noch zu verhindern. Sobald die Novelle in Kraft war, wurde der Abbruch tatsächlich gestoppt, aber da war das Haus nur noch eine Ruine. Im Jänner 2019 wurden die Abrissarbeiten dann fortgesetzt. Wie legal oder illegal das war, war umstritten, die Eigentümer hatten offenbar ausgenützt, dass die Baupolizei einen Bescheid an die falsche Adresse zugestellt hatte.

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Das Salettl steht noch

Jedenfalls klafft an der Ecke Karolinengasse/Mommsengasse seither eine Baulücke. Stehen geblieben ist nur das Salettl im Innenhof. Als das Sperl noch stand, war dort ein Festsaal, in dem fallweise Theatervorstellungen stattfanden. Dass die neuen Besitzer das Nebengebäude nicht abgerissen haben, hat vermutlich damit zu tun, dass dieses außerhalb der eigentlichen „Baufluchtlinie“ liegt. Das bedeutet: Würde es abgerissen, dürfte an seiner Stelle nichts Neues gebaut werden.

Trotz der Vorgeschichte liegt für das Projekt (24 Wohnungen, 2 Geschäftseinheiten) eine Baubewilligung vor. Warum diese noch nicht genutzt wurde, ist unbekannt; die Firma Chez Karoline war bis Redaktionsschluss telefonisch nicht erreichbar.

Sie hat in der Zwischenzeit ein modifiziertes Projekt eingereicht, in dem die ursprüngliche Bauhöhe überschritten wird. Dieses wurde vom Bezirk abgewiesen, erst vor einigen Wochen hat es das Verwaltungsgericht dann aber doch bewilligt. Es könnte also sein, dass in der Karolinengasse bald wieder die Bagger anrollen.