Baby fast zu Tode geschüttelt: Mutter hatte „Blackout“
Gericht. Die zierliche, zusammengekauerte Frau, die am Dienstag im Wiener Landesgericht vor dem Richter sitzt, wirkt in dem Moment selbst wie ein Kind. Als sie spricht, versagt ihr unter Tränen die Stimme. Doch sie muss Rede und Antwort stehen, denn die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer: Die 29-Jährige soll im Juli 2022 ihr damals viermonatiges Baby in Tötungsabsicht geschüttelt haben.
Der Säugling konnte nur dank intensivmedizinischer Behandlung gerettet werden, trug aber bleibende Schäden davon. Laut Gutachten wird das Mädchen nie eine normale Schule besuchen oder ohne Hilfe gehen können.
„Ich bereue das so sehr, es tut mir so leid. Ich kann es mir nicht verzeihen“, bringt die sichtlich mitgenommene Mutter schließlich heraus. Sie gibt zu, das schreiende Kind während einer Art Blackout geschüttelt zu haben. Dass sie ihre Tochter umbringen wollte, bestreitet die Frau: „Ich wollte ihr nicht wehtun. Niemals hätte ich gedacht, dass ich für so etwas verantwortlich sein kann.“ Als sie spricht, geht das nicht nur ihrer anwesenden Familie nahe. Auch die Geschworenen wirken betroffen.
Urteil am Donnerstag
Leicht hatte es die zweifache Mutter tatsächlich nie. Während beider Schwangerschaften gab es Komplikationen. Der Vater der Kinder ist langzeitarbeitslos, das Geld brachte fast immer die Angeklagte nach Hause. Im Haushalt und mit den Kindern soll ihr Partner sie weitestgehend alleingelassen haben. Wegen finanzieller Probleme stand die Familie knapp vor der Delogierung. Nach außen inszenierte die junge Frau dennoch die „perfekte Familie“, anstatt Hilfe zu holen.
Als das zweite Kind mit einer seltenen Erbkrankheit auf die Welt kam, dürfte die 29-Jährige endgültig überfordert gewesen sein. Gerichtspsychiater Peter Hofmann bestätigte das und sprach von depressiven Zügen, die für die Tat aber nicht ausschlaggebend gewesen seien. Ein Urteil in dem Geschworenenprozess wird für Donnerstag erwartet.