Chronik/Wien

FPÖ-Bezirkschef kann Islam-Schule nicht verhindern

Am lautesten protestierte die FPÖ, als im Vorjahr publik wurde, dass die Islamische Föderation Wien in Simmering eine „Imam Hatip“-Schule plante. Seither haben sich die politischen Vorzeichen zwar verändert – Ende des Jahres wird Paul Stadler als erster blauer Bezirksvorsteher angelobt. Viel kann er aber nicht mehr verhindern: Der Bau der Seelsorger-Schule wurde bereits bewilligt.

Bei der Islamischen Föderation – der Verein, der der Milli-Görüs-Bewegung nahesteht, hat mehr als 9000 Mitglieder und betreibt in Wien und NÖ 21 Moscheen – hofft man weiter auf einen konstruktiven Dialog. Darum werde man Stadler zu seiner Bestellung gratulieren. „Er wurde demokratisch gewählt, das ist zu akzeptieren“, sagt Obmann Mehmet Arslan.

Andererseits wird Stadler, der die Schule nach wie vor ablehnt, geltendes Recht akzeptieren müssen. Denn die Baupolizei hat das Gebäude längst bewilligt. Und die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) erkennt die Ausbildungsstätte als konfessionelle Schule an.

„Viele Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, hab’ ich leider nicht mehr“, bestätigt Stadler.

Auch Deutsch wird Unterrichtssprache

Zur Vorgeschichte: 2014 kam heraus, dass in der Florian-Hedorfer-Straße eine Imam-Schule errichtet werden soll. Dass der Bauwerber ursprünglich ein Kulturzentrum samt Kindergarten zur Bewilligung eingereicht hatte, letztlich aber eine Schule baute, ließ die Wogen hochgehen. Und auch, dass nur auf Türkisch unterrichtet werden sollte, stieß auf breite Ablehnung. Die Proteste gipfelten in einer FPÖ-Demonstration vor der Baustelle.

Das ist Geschichte. In der Zwischenzeit wählte die Islamische Föderation einen neuen Vorstand und Arslan zum Obmann. Der gestand Fehler in der Kommunikation ein und legte das Projekt auf Eis. Man wolle die Schule „nicht ohne breite Zustimmung“ realisieren. Zudem soll – dem Wunsch des bis dato SPÖ-dominierten Bezirks entsprechend – auch Deutsch als Unterrichtssprache eingeführt werden.

Die Bezeichnung "Imam-Schule" verwendet Arslan nicht mehr. Geplant sei nun „eine Seelsorger-Ausbildung für 15- bis 18-Jährige als Vorbereitung auf das geplante Bachelor-Studium an der Universität Wien“, erklärt der Obmann. Die Religionslehrer kommen von der Islamischen Glaubensgemeinschaft.