Chronik/Wien

Finale für die Airport-Schauspieler

Julia und Anne heißen heute James Schwarz und Thomas Schwan und warten gerade auf ihren Flug nach Graz. Die beiden Studentinnen gehören zu den 40 Testpersonen, die Donnerstag den letzten Probebetrieb im neuen Skylink des Flughafen Schwechat durchliefen. "Wir fliegen nicht so viel, deshalb ist es sehr interessant, was sich hier abspielt", erzählt Anne. Außerdem bekommen sie für die vier Stunden als Passagier-Schauspieler – vom Check-in bis zur Wiederankunft – 32 Euro.

"Sehr schick und stylish, wenn auch etwas unübersichtlich", finden die beiden den neuen Terminal. "Das ist schon was anderes als der Linzer Flughafen." Besonders angetan sind sie von den gemütlichen Ledersofas bei den Gates: "Fast wie die Enzis im MuseumsQuartier", ist Julia begeistert. Nur die Hinweistafeln könnten ein bisschen auffälliger platziert sein. " Dabei gibt es jetzt noch gar keine Werbeplakate, die den Blick ablenken. Außerdem zieht es ziemlich."

Probleme bei der Orientierung zählten zu den wichtigsten der insgesamt rund 800 Beanstandungen der Testpassagiere. Dazu gehören etwa mangelhafte Leitsysteme oder fehlende Beschriftungen. "Wir sind aber dabei, diese Mängel noch vor Inbetriebnahme des Skylink zu lösen", betont Flughafen-Sprecher Peter Kleemann. Zusätzlich gab es noch kleinere Beanstandungen, wie zum Beispiel fehlende Kleiderhaken in den Toiletten.

Start im Juni

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Ab 5. Juni sollen dann sämtliche Flüge der AUA und des Star Alliance-Verbundes über die 48 Gates des Skylink abgewickelt werden. Bis dorthin gibt es aber noch jede Menge zu tun: Längst sind noch nicht alle Schleusen für die Personen- und Handgepäck-Kontrollen fertig. Auch der Gastronomie- und Shopping-Bereich präsentiert sich derzeit noch als Baustelle.

Testpassagierin Eva Rosezky, die auf ihren fiktiven Flug ins norwegische Bergen wartet, stört das nicht weiter. "Unangenehm sind aber die extrem langen Wege, die man bis zum Gate zurücklegen muss. Beim ersten Test mussten wir nach der Ankunft die ganze Strecke zu Fuß gehen. Vielleicht hat man bei den Passagier-Förderbändern etwas zu viel gespart." Davon abgesehen gefällt ihr der Skylink. Sie war auch schon zuletzt beim "Massentest" mit 400 Passagieren dabei. "Trotz dieser Menge kam es beim Sicherheitscheck kaum zu Wartezeiten." Etwas hat Rosezky aber für ihren zweiten Testeinsatz nicht bedacht: "Würde ich wirklich nach Bergen fliegen, müsste ich etwas dicker angezogen sein."

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Der neue Terminal: 770 Millionen Euro und ein verschwundener Vandale

Mit Baubeginn im Jahr 2005 lagen die geplanten Kosten für den Skylink bei 400 Millionen Euro. Während der Arbeiten explodierten die Ausgaben. Mehrere Flughafen-Manager mussten den Hut nehmen. Heute geht man von rund 770 Millionen Euro aus, die in den Bau investiert werden. Am 5. Juni soll der Skylink den Betrieb auf­nehmen – um Jahre später als ursprünglich geplant.

Zuvor wurde die Taug­lichkeit des Flughafen-Ter­minals geprüft. 3200 Testpassagiere wurden seit Jänner an 33 Übungstagen durch den Skylink geschleust. Vom Einchecken über die Passkontrolle bis hin zum Umsteigen und Weiterflug wurden alle Szenarien durchgespielt. 1600 simulierte An- und Abflüge sowie das Handling von 80.000 Gepäckstücken standen auf dem Programm.

Mehr als 800 Verbesserungsvorschläge der Testpassagiere wurden vom Flughafen aufgenommen, rund 80 Prozent davon bereits umgesetzt. Zwei Drittel der künftig am Skylink Beschäftigen sind bereits eingeschult.

Noch keinen Erfolg gibt es für die Polizei. Jener Van­dale, der mehrmals mehrere Leitungen des neuen Terminals sabotiert hat, ist – trotz 10.000 Euro Ergreiferprämie – immer noch nicht gefasst.

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