Chronik/Wien

Wiener Pflege-Soap: Mit Tiktok gegen den Fachkräftemangel

Nach dem ersten Tag will "Mary" bereits alles hinschmeißen. Ein Beruf in der Pflege ist für die DJane wohl doch nichts.

Aber sie wird bald vom Gegenteil überzeugt: Nach anfänglichen Stolpersteinen in Form des altmodischen, zu Beginn etwas forschen "Herrn Scholl" entsteht nicht nur eine Verbindung zwischen den beiden Sturköpfen, sondern auch die Leidenschaft für den Beruf als Pflegeassistentin.

In 24 einminütigen Videos wird "Mary" dabei begleitet, wie sie Beruf und Privatleben meistert. Was klingt wie die Prämisse einer Streaming-Serie, hat jedoch einen anderen Hintergrund: Mit der Social-Media-Soap „Nicht wieder Mary haben der Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) Image-Pflege für sämtliche Krankenpflegeberufe betrieben.

Image-Pflege

Denn das eigentliche Problem ist nichts Neues: Es gibt zu wenige Fachkräfte und gleichzeitig zu viele Pflegefälle in Österreich – Tendenz steigend. Angereichert mit schlechtem Image, wirkt der Pflegebereich für die Berufswahl vieler Auszubildenden nicht attraktiv. Aber konnte die Kampagne des waff auf Tiktok und Co. daran etwas ändern?

Zuwachs von 50 Prozent

Eine Auswertung zeigt: Ja. Die Pflege-Soap war nämlich nicht nur auf Social Media ein Erfolg. Im Kampagnenzeitraum von September 2023 bis März 2024 haben sich 10.400 Personen beim waff für eine Pflegeausbildung interessiert. Allein im Zeitraum von September bis Dezember 2023 konnten 1.800 Bewerberinnen und Bewerber gewonnen werden. „Das bedeutet ein Plus von fast 50 Prozent im Kampagnenzeitraum zum Vergleichszeitraum 2022“, heißt es seitens des waff.

Ein überdurchschnittliches Plus an Bewerberinnen und Bewerbern konnte der Beruf von Protagonistin „Mary“ verzeichnen: Im Bereich der Pflegeassistenz lag das Plus bei 135 Prozent.

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Honoriert wurde die Online-Reihe aber nicht nur mit Bewerbungserfolgen. So holte „Nicht wieder Mary“ beim deutschen Preis für Onlinekommunikation den ersten Preis in den Kategorien „Storytelling“ und „Video Series“ sowie den zweiten Preis in der Kategorie „Gesundheit und Soziales“.

Nun wird wieder gedreht. Statt den Fokus erneut auf Pflegeberufe zu legen, wird heuer ein weiteres Berufsbild mit Fachkräftemangel ins Rampenlicht gerückt. So geht es diesmal für den neuen Protagonisten „Ali“, den aufmerksame Zuschauer aus der ersten Staffel wiedererkennen, in den Kindergarten. Im Mittelpunkt: Die Elementarpädagogik.

Thema beschäftigt

Gespannt, wie es weitergeht, ist auch Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der am Dienstag den Dreh auf einem Kinderspielplatz in Simmering besuchte: Das Schaukeln überließ er den Kinderdarstellerinnen, die Idee zur Serie nennt Hanke „sehr cool“. Fachkräftemangel sei ein Thema, das seit Langem beschäftige. Es gebe zahlreiche Angebote in der Stadt, man müsse aber neue Wege finden, um an junge Menschen heranzukommen. Durch die Social-Media-Soap sei das gelungen, so der Stadtrat.

Allein die erste Episode erzielte auf Tiktok über 1,4 Millionen Aufrufe. „Wir erhoffen uns jetzt ebenso erfreuliche Ergebnisse“, erklärte waff-Sprecher Johann Baumgartner.

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„Der Erfolg der ersten Wiener Pflege-Soap ,Nicht wieder Mary‘ hat gezeigt, dass es sich auszahlt, bei der Suche nach Fachkräften innovative Wege zu gehen. So haben wir zahlreiche Wienerinnen und Wiener für spannende Berufe in der Pflege begeistert. Das ist natürlich auch bei der zweiten Staffel, die uns in den Bereich der Elementarpädagogik führt, unser Ziel!“, sagte Hanke weiter.

Wie es weiter gehen wird „Ali“, dargestellt von Onur Poyraz, wird sich in der neuen Staffel beruflich umorientieren. „Er hat vor, seinen Job zu wechseln, und blüht dabei auf“, gab Poyraz beim Drehstart einen kleinen Einblick.

Neuer Fokus

Ähnlich wie „Ali“ visiert der waff Quereinsteiger an. Pflege wird weiterhin Thema bleiben, aber Elementarpädagogik kommt als Fokus hinzu. So soll etwa auf Umschulungen aufmerksam gemacht werden. Regie führt Hanna Mathis, und auch Schauspielerin Zeynep Alan ist wieder als „Mary“ dabei. Gedreht wird bis Mittwoch nächste Woche, im Jänner 2025 soll „Alle lieben Ali“ dann gemeinsam mit der waff-Begleitkampagne zu Berufen in der Elementarpädagogik und Pflege online gehen.