Erste Partnerbörse für Transsexuelle
Von Nihad Amara
Johanna Hackl, 32, sagt mit zarter Stimme: "Den Weg der Wandlung muss man alleine gehen." Die Wienerin meint die Verwandlung vom Mann zur Frau, die sie 2009 hinlegte. Aus dem Flugbegleiter Bernhard wurde die Flugbegleiterin Johanna. "Ich kam als Mann aus Brüssel zurück und flog einen Tag später als Frau nach Dubai."
Ihre Geschichte machte sie öffentlich bekannt. Jetzt hat Hackl ihre Erfahrungen in ein Projekt einfließen lassen. Sich als gewandelte Person zu zeigen, ist nur der erste schwere Schritt. Auch als Transsexuelle einen Partner zu finden, ist alles andere als leicht. Hackl gründete nun die Partnervermittlungsagentur "Im Dienst der Liebe". Die Flugbegleiterin aus Wien hat sich einen Verkupplungs-Profi geholt – Peter Treichl, 47, Spezialist für einsame Herzen.
Viele Anfragen
Der Salzburger betreibt nicht weniger als sieben Partner-Agenturen: darunter die älteste des Landes; eine für Christen; eine für die Altersgruppe 90 plus; und neuerdings eine für Homosexuelle. "Als wir mit der Plattform für Homosexuelle starteten, meldeten sich viele Transsexuelle. Wir gehen mit der Agentur auf das Bedürfnis ein", schildert er.
Treichl kennt das Geschäft und seine Tücken. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten gibt es bei ihm kein Mogeln: "Viele machen sich auf Partner-Börsen um 20 Jahre jünger." Er bittet seine Bewerber vor die Kamera. Auf einem 50 Sekunden-Video darf sich jeder selbst vorstellen.
Johanna Hackl stellt sich persönlich in den Dienst der Liebe. Da Transsexuelle unter extremer gesellschaftlicher Ausgrenzung leiden, bietet sie maßgeschneiderte Hilfe an: "Das liegt am gesellschaftlichen Druck, der Norm zu entsprechen." Bewerbern bietet sie "Selbstliebe-Trainings" an: "Wir arbeiten daran, sich selbst zu achten", erklärt Hackl. Das sei "der Schlüssel für eine Beziehung. Sonst rennt jeder Lebensgefährte davon."
Hackl kennt viele Transsexuelle, die verzweifelt einen Lebensgefährten suchen. "Es ist leicht, jemanden zu finden. Aber schwer, jemanden zu finden, der zu einem steht." Ihr Umfeld komme mit ihrer neuen Rolle gut zurecht, sagt sie: "Ich habe noch alle Freunde, und einen Mann, der zu mir steht."
Die weltweite Medienaufmerksamkeit die der Stadt Wien gerade geschenkt wird, ist nicht von der Sorte, die man sich bei Wien-Tourismus gewünscht hätte. Nachdem ein lesbisches Paar wegen eines Kusses aus dem Café Prückel verwiesen wurde, steht die Bundeshauptstadt international als eher intolerantes Pflaster da. Und das ausgerechnet in einer Stadt, die auf Plakaten mit homosexuellen Paaren wirbt, um für diese Zielgruppe ansprechend zu wirken. Wien gilt in Sachen Toleranz eigentlich als „Vorzeigestadt“; der Vorfall im Prückel könnte dem Image der Stadt ernsthaft schaden.
Genau darum macht man sich auch bei Wien-Tourismus sorgen. „Wir finden diesen Vorfall beschämend“, sagte eine Sprecherin des Tourismus-Büros. Trotzdem wolle man zu dem Vorfall ab jetzt lieber schweigen, um „nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen“.
Dieser Wunsch dürfte ob der Kundgebung am Freitag aber unerfüllt bleiben, denn mit der medialen Aufmerksamkeit an dem „verbotenen Kuss“ wächst auch die Solidarität der Wiener weiter. Am Mittwoch waren es bereits knapp 7000 Menschen, die für die Kundgebung „Schmusen im Prückel“ zugesagt haben – und die Teilnehmerzahl wächst minütlich. Diese Menschenmenge will am Freitag von 15 bis 21 Uhr vor dem Café schmusen und damit eine Verschärfung der Antidiskriminierungsgesetze bewirken.
Ganz andere Töne hörte man am Mittwoch vom Wiener FP-Landtagsabgeordnete Toni Mahdalik. Mit den Worten „Wir sind Prückel“, verkündete dieser seine Solidarität mit dem Kaffeehaus und stellt in den Raum, dass es wohl kein „Zwickerbusserl“ sondern ein „Zungenpritschler“ gewesen sein muss – Gegendemo ist keine angemeldet.