Erst machten sie den älteren Herren schöne Augen, dann raubten sie sie aus
Ihre Opfer fanden die Frauen in den sozialen Medien. Das Beuteschema war klar: Es sollten ältere, einsame Herren sein. Denen boten sie ihre Dienste an - beim Hausbesuch gab es aber maximal ein paar Küsse und Umarmungen - dann wurden die Männer "schlafen geschickt". Oder anders ausgedrückt: Sie bekamen k.O.-Tropfen verabreicht. Waren die Opfer außer Gefecht gesetzt, wurden sie ausgeraubt.
Zwei Frauen und ein Mann, sie alle stammen aus Ungarn, sind deshalb im Landesgericht für Strafsachen in Wien angeklagt. Die Jüngste, sie ist 28 Jahre alt, wird hochschwanger aus dem Gefängnis vorgeführt. Vater ist der Drittangeklagte 53-Jährige.
Einbrecherkönig als Opfer
Insgesamt zehn Männer aus Wien, Oberösterreich, Salzburg und dem Burgenland fielen dem Trio zwischen September und November des Vorjahres zum Opfer. Das prominenteste ist Ernst Stummer, der legendäre Einbrecherkönig, der im vergangenen Oktober beraubt wurde. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 70.000 Euro.
Die Männer, die als Zeugen bei dem Prozess aussagen, tun sich zum Teil schwer, die Angeklagten zu identifizieren. "Ich hab sie a nur eine viertel Stunde gesehen", erinnert sich ein Burgenländer. Als er aufwachte waren jedenfalls sämtliche Bargeldverstecke geplündert. Und auch die Porzellanpuppen der Lebensgefährtin fehlten. "Ich hab' mich z'erst gar nimma auskannt", sagt der Mann.
Das "Geschäftsmodell" des Trios funktionierte so gut, dass sogar weitere Personen angeworben werden sollten. "Ich hab nur g'sagt: Hast du an Vogel?", erzählt ein Zeuge, der als Fahrer unterstützen sollte. Auch seine Lebensgefährtin sollte als Lockvogel die kriminellen Machenschaften unterstützen. "Aber F. (der doch-nicht-Fahrer, Anm.) hat gesagt, das geht nicht, sie ist nicht schön", erzählt die Angeklagte.
Der Mann will damit nichts zu tun haben
Die Frauen zeigen sich geständig. "Es tut mir wirklich leid. Ich hätte nie nach Österreich kommen sollen. Ich will nur noch heim zu meinen Kindern", sagt die 28-Jährige. Einzig der 53-Jährige (mit 7 einschlägigen Vorstrafen) beharrt darauf, mit der ganzen Sache nichts zu tun zu haben. Laut Anklage hat er allerdings die Beute zusammengerafft und dann weiterverkauft. "Ich wusste nicht, was die da machen. Die Strategie von den Frauen ist richtig gut. Ich soll das jetzt ausbaden." Seitenhieb zur älteren Mitangeklagten: "Die ist ein Fall für die Psychiatrie."
Doch das Schöffengericht hat keine Zweifel, dass alle drei daran beteiligt waren. "Diese Taten waren von langer Hand geplant. Sie haben als kriminelle Vereinigung agiert. So ein Verhalten dulden wir hier keineswegs", sagt Richter Alfred Hebenstreit-Weinauer und verkündet saftige Urteile:
8 bzw. 9 Jahre Haft für die Frauen, 13 Jahre Haft für den Kopf des Trios - dem bleibt bei der Urteilsverkündung die Luft weg. Seine Augen weiten sich panisch; rechtskräftig.