18 Klimaaktivisten bei Protest am Praterstern festgenommen
Wien "eine Woche lahmlegen" – so lautet das Motto der Klimaaktivistengruppe "Letzte Generation" diese Woche. Der Protest am Dienstag fand seinen Höhepunkt am Praterstern. Nach dem etwas holprigen Start am gestrigen Montag, wollten die Aktivisten heute größere Hauptverkehrsrouten in Angriff nehmen.
Am Verkehrsknotenpunkt Praterstern wurden alle Zufahrtsstraßen blockiert. Laut Polizei kam es Verkehrsverzögerungen. Ein Autofahrer, der in der Lassallestraße im Stau stand, sprach von einer Verzögerung von 30 Minuten.
Autofahrer zwiegespalten
Verständnis hatte er wenig. "Was soll das bringen, außer dass ich zu spät in die Arbeit komm", beschwert sich Bagci Hilmi, der nur wenige Meter von den klebenden Aktivisten entfernt in seinem BMW wartete.
Anders sieht der Pkw-Lenker neben ihm die Situation. "Ich finde das schon okay. Auch wenn ich selbst in einem Auto sitze, ist das in Wien sicher das schlechteste Verkehrsmittel", schildert der Wiener. In der Lassallestraße waren alle vier Spuren von den Klimaaktivisten blockiert.
Kleber haftete diesmal
"Wir kleben bei jedem Wetter. Die Klimakrise ist viel schlimmer als bei Regen auf einer Straße zu kleben", sagt Aktivistin Marina Hagen-Canaval. Probleme mit dem Kleber hatte es diesmal keine gegeben. Am Montag scheiterte - wie berichtet - einer der geplanten Aktionen, weil der Kleber auf der nassen Fahrbahn in der Wiedner Hauptstraße nicht haftete.
Mittlerweile sind die meisten Straßen rund um den Praterstern wieder frei.
Mehrere Festnahmen
Insgesamt waren 18 Personen an den Blockaden beteiligt. "Diese wurden alle nach verwaltungsrechtlichen Bestimmungen festgenommen. Es wurden zahlreiche Anzeigen nach diversen verwaltungsrechtlichen Gesetzesmaterien gelegt", schreibt die Polizei in einer Aussendung.
Unterstützung bekamen die Aktivisten dabei von rund 40 Wissenschaftern, die sich sowohl mit deren Anliegen als auch deren Methoden solidarisierten: „Ja zu Tempo 100 auf Autobahnen, nein zu Fracking in Österreich.“
Gegen 8.15 Uhr startete die Aktion, die laut der „Letzten Generation“ den größten Kreisverkehr Österreichs vorübergehend in eine Fußgängerzone verwandelte. Gemeinsam mit den Wissenschaftern und Wissenschafterinnen stellten sie der Regierung die Frage: „Wo ist euer Klimaplan?“
Laut den Forschern, unter ihnen der „Wissenschafter des Jahres 2022“, Franz Essl, sei die Bundesregierung ist derzeit nicht in der Lage, internationale Verpflichtungen und eigene Zielsetzungen zum Klimaschutz einzuhalten. Deshalb solidarisierte sich die Gruppe aus verschiedenen Disziplinen sowohl mit den Forderungen als auch mit dem friedlichen und gewaltfreien Protest der „Letzten Generation“.
Sperre Tunnel Kaisermühlen
Im Verkehr rund um Wien waren nicht nur die Proteste stark zu spüren. Im Tunnel Kaisermühlen führte ein Brandmeldefehlalarm zu einer Sperre in beide Fahrtrichtung. Zudem kam es zu einem Unfall auf der Südosttangente Richtung Kagran, was zu weiteren Verkehrsbehinderungen führte.
„Wir sind mit verstärkter Kräftezahl im Einsatz, um die Behinderungen so schnell wie möglich zu beenden“, twitterte die Wiener Polizei. Die Aktion führte in der gesamten Umgebung des Pratersterns zu massiven Auswirkungen auf den ohnehin schon dichten Frühverkehr, berichtete ein Sprecher des ÖAMTC.
Sehen Sie hier ein Video der gestrigen Aktion: