Erneut Asylwerber beim Baden ertrunken
Es war eine spontane Aktion am Donnerstag. Es war heiß, vier Burschen aus Somalia suchten Abkühlung und machten sich zur Neuen Donau in Wien auf. Gegen 16.30 Uhr stieg einer von ihnen ins Wasser. Kurze Zeit später ging der 16-Jährige unter und tauchte nicht mehr auf. Er war – so wie seine drei Freunde – Nichtschwimmer.
Der 16-jährige Somali war der zweite Flüchtling, der innerhalb von zwei Wochen in der Neuen Donau in Wien ertrunken ist. Zuletzt war ein 18-Jähriger aus Gambia beim Donauinselfest ertrunken. Auch er konnte nicht schwimmen.
Selbstüberschätzung
Arnold Wagner, Rettungsschwimmer und Bademeister im Freibad von Waidhofen an der Ybbs (NÖ) schlägt nun Alarm. "Die enorme Selbstüberschätzung ist eine tödliche Gefahr", sagt Wagner.
Zwei Rettungsaktionen, in denen der junge syrische Rettungsschwimmer Abdul Fakhouri in den vergangenen Tagen zwei Asylwerber aus dem Ratzersdorfer See bei St. Pölten rettete, seien keinesfalls Zufälle, behauptet Wagner. Tatsache sei, dass viele Asylwerber schlechte Schwimmer seien und die Gefahren des Wassers nicht einschätzen können. "In unserem Bad mussten junge Burschen im Sprungbecken aus extremer Not gerettet werden", erzählt der Bademeister. Manche würden im Becken ein paar Tempi schaffen und dann gleich zu den Sprungtürmen wechseln. "Diese Leute muss man offensiv auf die Gefahr aufmerksam machen. Bei Flüssen und Seen ist die Bedrohung noch viel größer", sagt Wagner.
Die niederösterreichische Wasserrettung will nun gegensteuern, mit Gesprächen und Warnschildern. Gleichzeitig werden die in der Asylbetreuung aktiven Organisation gebeten, bei der Kampagne mitzuhelfen. Am wichtigsten seien Schwimmkurse. "Wir haben Hochsaison und unsere Mitglieder sind im Dauereinsatz. Schwimmkurse können wir frühestens im September wieder auf die Beine stellen" sagt Wagner.
In Wien bieten der Samariterbund und das Rote Kreuz bereits Schwimmkurse für Flüchtlinge an – sie richten sich vor allem an Jugendliche und Kinder. "Viele Asylwerber sind Nicht-Schwimmer", sagt Alexander Tröbinger vom Wiener Roten Kreuz. "Bei uns ist Schwimmen im Bildungssystem integriert, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge nicht."Julia Schrenk