Chronik/Wien

Ermittlungen nach Misshandlungsvorwurf in Wiener Privatkindergarten

Die traurige Serie an Berichten über Übergriffe an Wiener Kindergärten reißt nicht ab. Diesmal betrifft es einen Privatkindergarten in Hietzing: Dort soll eine Assistentin einen Vierjährigen geschlagen und in die Genitalien gezwickt haben. Die für die Aufsicht zuständige MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) bestätigte entsprechende Berichte der ORF-"ZiB2" und der Kronen Zeitung gegenüber dem KURIER.

Laut MA 11-Sprecherin Ingrid Pöschmann habe der Vater des Kindes im Juni 2022 der Obfrau des Trägervereins des Kindergartens gemeldet, dass sein Kind geschlagen worden wäre. Diese habe "unmittelbar" danach die Behörde informiert. Als erster Schritt wurde die betroffene Mitarbeiterin "zur Sicherstellung des Kinderschutzes" aus dem Kinderdienst entfernt.

Sachverhaltsdarstellung eingebracht

Gleichzeitig begannen die Ermittlungen. Laut Pöschmann sprach die Behörde mit der Obfrau, der Leiterin des Kindergartens, der zuständigen Pädagogin, der beschuldigten Assistentin, dem Vater des Kindes sowie mit einer Psychologin, die die Eltern bereits zuvor konsultiert hatten.

Weil sich in diesen Gesprächen der Verdacht einer strafbaren Handlung ergab, erfolgte eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft. Diese ermittelt nun laut ORF wegen des Verdachts des Quälens und Vernachlässigens unmündiger Personen.

Kindergarten informierte Behörde

Die Eltern kamen auf die Spur der Geschichte, weil sie vom Kindergarten darüber informiert wurden, dass sich der Bub Haare ausreiße. Daraufhin konsultierten die Eltern die besagte Psychologin, der gegenüber der Bub dann angab, mehrfach geschlagen und auch in die Genitalien gezwickt worden zu sein.

Als die Eltern den Kindergarten mit den Vorwürfen konfrontierten, habe sich dieser laut den Berichten einerseits hinter die Betreuung gestellt, laut MA 11-Sprecherin Pöschmann aber andererseits die Aufsichtsbehörde informiert. Gegenüber dem ORF gab der Kindergarten zudem an, es habe in dem Kontext keine weiteren Beschwerden gegeben.

Nicht der erste Vorwurf

Besonders brisant ist, dass es sich jedoch nicht um den ersten Vorfall in dem Kindergarten handelt. Bereits vor einigen Jahren gab es Vorwürfe: Kinder seien dort zum Aufessen und zum Mittagsschlaf gezwungen worden sein. Die MA 11 habe daraufhin einen Bericht erstellt, aus dem hervorging, "dass, die Kinder hier psychisch gefährdet sind", wie eine damals betroffene Mutter dem ORF berichtete.

Obfrau und Leiterin des Kindergartens wurden auf Druck der MA 11 ausgetauscht, zudem sei der Kindergarten in weiterer Folge öfter unangemeldet kontrolliert worden, so Pöschmann zum KURIER. Diese Kontrollen hätten jedoch keine Beanstandungen hervorgebracht. Auch weitere Beschwerden habe es danach nicht mehr gegeben.

Novelle soll mehr Sicherheit bringen

Gleichzeitig räumt sie ein, dass der Freiraum für die Betreiber privater Kindergärten eingeschränkt werden müsse. Dafür sorge das im September in Begutachtung gegangene Kindergarten-Schutzpaket von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos).

Die Novelle sieht unter anderem verpflichtende Kinderschutzkonzepte inklusive einem Krisenleitfaden zum Umgang mit Beschwerden sowie die Ernennung von Kinderschutzbeauftragten an jedem Standort vor. Zudem wird in der MA 11 eine "Kompetenzstelle Kinderschutz" eingerichtet.

Schwere Vorwürfe im Frühling

Das Paket erfolgte als Reaktion auf schwere Missbrauchsvorwürfe an einem städtischen Kindergarten in Penzing, die im Mai bekannt wurden. Im Juni folgten dann Vorwürfe gegen einen privaten Kindergarten in Liesing.

Im aktuellen Fall warte man jetzt einmal die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab, danach werde über weitere Konsequenzen entschieden, sagt Pöschmann. Grundsätzlich wende man immer das gelindeste Mittel an, im Extremfall könnte dem Kindergarten aber auch die Betriebsbewilligung entzogen werden.