Ein dringendes Lifting für Sechshaus
Von Elias Natmessnig
Im Restaurant Eberhardt am Sparkassenplatz 1 wird schon lange kein Bier mehr serviert. Der Putz bröckelt von der Fassade, die Fenster sind dreckig und ein verwittertes Schild verkündet einen Tanzabend an einem längst vergangenen Freitag. Das Grätzel Sechshaus im 15. Bezirk ist alles andere als einladend. "Dabei hat das Viertel durch die Nähe zu Mariahilf und die gute Anbindung an U6 und U4 großes Potenzial", sagt Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung 6/14/15. Doch zu lange ist hier nichts geschehen. Mithilfe der Blocksanierung will die Stadt nun die Wohn- und Lebensqualität der Bewohner verbessern.
Wissenstransfer
Dabei setzt Gebietsbetreuer Steinbichler auf seine Erfahrung aus den Bezirken innerhalb des Gürtels. Was etwa in der Gumpendorfer Straße in Mariahilf gut funktioniert hat, soll nun in den Problembezirk Fünfhaus transferiert werden.
"Bei der Blocksanierung geht es darum, einzelne Schlüsselliegenschaften mit den Eigentümern zu sanieren", erklärt Steinbichler. Bis zu 40 Prozent schießt die Stadt zur Sanierung zu. Insgesamt acht Schlüsselliegenschaften wurden in Sechshaus auserkoren. Gleichzeitig wird mit dem Bezirk eine neue Oberflächengestaltung und ein Verkehrskonzept erarbeitet.
"Durch die Beispielwirkung ziehen weitere Hauseigentümer nach", sagt Steinbichler und zeigt auf das Haus auf der anderen Seite des Sparkassenplatzes. "Dort hat die Sanierung bereits begonnen." Im Erdgeschoß des Hauses hat sich ein Künstlerkollektiv eingemietet, die Fassade wird gerade saniert. Dass Sechshaus jetzt rasch zu einem Szenegrätzel wird, glaubt Steinbichler nicht: "Bei der Blocksanierung muss man eher in Dekaden denken."
Vorbild
Etwas weiter ist man im Grätzel südlich der Kirche Maria vom Siege. Im Rahmen der Blocksanierung wurden dort 14 Wohngebäude mit rund 320 Wohnungen saniert. Die Stadt Wien förderte die Maßnahmen mit 12,4 Mio. Euro.
Ein besonders gelungenes Objekt liegt in der Robert-Hammerling-Gasse 22. Hier wurden auf das dreistöckige Haus zwei neue Etagen und ein Dachgeschoß aufgesetzt. Dadurch konnte man im hinteren Teil des u-förmigen Hauses, Teile des Gebäudes abreißen. Mehr Licht kommt so in den Innenhof, auf den neuen Flachdächern entstanden begrünte Dachterrassen.
"Wo wir können, versuchen wir mit Teilabrissen mehr Licht in die Wohnungen und Innenhöfe zu bekommen", erklärt Steinbichler. Durch den Ausbau der Dachgeschoße gehe den Eigentümern keine Wohnfläche verloren.
Aber auch öffentliche Gebäude profitieren von der Blocksanierung. So wurde die "De La Salle Schule" neben der Kirche Maria am Siege erweitert und aufgestockt. Zusätzliche Räume für Kinder und Wohnungen entstanden. Durch den Ausbau konnten im Gegenzug zwei Althäuser auf der gegenüberliegenden Seite abgerissen werden. Auf der Fläche ist nun ein Park für Kinder und Jugendliche.
Interview: "Dachgeschoße dort, wo es ins Stadtbild passt"
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig über die Möglichkeiten der Blocksanierung.
KURIER: Derzeit wird unter anderem der Stadtteil Sechshaus im 15. Bezirk saniert. Nach welchen Kriterien werden Gebiete ausgesucht? Michael Ludwig: Wir sehen uns sowohl den Zustand der Gebäude als auch städtebauliche Komponenten an. Ein großer Schwerpunkt ist derzeit der Westgürtel mit seinen Gründerzeithäusern.
Wie unterscheidet sich die Blocksanierung von einer normalen Haussanierung? Der Vorteil der Blocksanierung ist, dass man nicht nur bauliche Veränderungen vornimmt, sondern auch das Grätzel verbessert. Etwa, in dem man Baudichte herausnimmt und neue Grünzonen schafft, den Verkehr beruhigt oder neue Nahversorger ins Grätzel bringt.
Wie viel Geld investiert die Stadt Wien, um die Grätzel zu sanieren? Pro Blocksanierungsgebiet sind es etwa 15 Millionen Euro, die wir für die Umsetzung in die Hand nehmen.
Wird durch die Sanierung auch neuer Wohnraum, etwa durch Dachgeschoßausbauten geschaffen? Dort, wo Dachgeschoßausbauten möglich sind, versuchen wir so neue Bewohner in den Bezirk zu holen. Jede zusätzliche innerstädtische Wohnung erspart den Bau einer Wohnung am Stadtrand. Allerdings machen wir Dachgeschoßausbauten nur dort, wo es ins Stadtbild passt.
Wird durch die Sanierung nicht auch die Bewohnerstruktur verändert, da Wohnungen in sanierten Häusern meist teurer sind? Nein, das ist das Besondere am Prinzip der "sanften Stadterneuerung". Bei geförderten Objekten darf die Miete 10 bis 15 Jahre nicht erhöht werden. Damit ist gewährleistet, dass die Menschen, die zum Teil in ihrem Grätzel aufgewachsen sind, nicht verdrängt werden. Durch die Dachgeschoßausbauten hole ich zusätzlich eine zahlungskräftigere Klientel in den Bezirk, das wertet das Grätzel weiter auf.