Chronik/Wien

Eifersüchtiger Jus-Student tötete Freundin

Ferdinand L. hält ein Fotoalbum in der Hand. Darin sind Bilder seiner Tochter: Claudia im Dirndl, Claudia im weißen Ballkleid, mit Hochsteckfrisur und Krönchen, als stolze Debütantin des heurigen Opernballs in Wien.
Sechs Monate später ist Claudia tot. Die junge Steirerin wurde in der Nacht zum Mittwoch in ihrer Wohnung in der Spengergasse in Wien-Margareten erstochen. Die Tatumstände deuten auf eine Beziehungstragödie hin.

Am Mittwoch gegen 1 Uhr Früh ging ein Anruf von einem Mobiltelefon bei der Polizei ein. Der 21-jährige Kärntner Tobias W. sagte, er habe soeben seine Lebensgefährtin erstochen.
Auf der Straße wartete W. auf die Polizisten, führte sie in die Wohnung im zweiten Stock. Claudia lag auf dem Boden im Schlafzimmer und hatte mehrere Messerstiche im Oberkörper. Der Notarzt konnte nichts mehr für die junge Frau tun und nur noch den Tod feststellen.
In der Wohnung wurde auch die Tatwaffe sichergestellt - ein Küchenmesser.

In ersten Vernehmungen durch Beamte des Landeskriminalamtes Wien, Außenstelle Mitte, ließ der mutmaßliche Täter ein Motiv durchblicken: Eifersucht. Angeblich wollte sich Claudia von ihm trennen.
Er habe nach einem Streit im Affekt zugestochen, doch es fehle ihm jede Erinnerung an die Tat, behauptete der 21-Jährige bei der ersten Einvernahme. Der Alkoholtest verlief negativ.

"Mir tut das leid", soll der Kärntner gegenüber den Beamten beteuert und dabei "gefasst gewirkt" haben, berichtet Polizeisprecher Mario Hejl. Der Verdächtige wurde in Untersuchungshaft genommen.

Unauffälliges Paar

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Claudia und der Kärntner Jus-Student waren seit rund zwei Jahren ein Paar. "Sie ist seinetwegen nach Wien gezogen", sagt Claudias Vater, und habe deshalb ihren Arbeitsplatz in einem Kärntner Hotel aufgegeben.

Erst im heurigen Frühjahr zogen die beiden in die Wohnung in der Spengergasse im fünften Wiener Gemeindebezirk ein, sie waren völlig unauffällig. Von eventuellen Spannungen bemerkten die Nachbarn im Mehrparteienhaus nichts. Auch von der tödlichen Auseinandersetzung und dem Polizeieinsatz Dienstagnacht habe man nichts mitbekommen, erzählt eine Hausbewohnerin.
Allerdings soll es laut den Ermittlern immer wieder Streit gegeben haben.

Anderer Tanzpartner

Zu regionaler Bekanntheit in ihrer Heimatgemeinde im Bezirk Murau am Sölkpass war die hübsche Steirerin zuletzt gelangt, weil sie vom Ballkomitee des Opernballes als Debütantin akzeptiert worden war. Auf das Ereignis bereitete sie sich intensiv in einer auf solche Vorbereitung spezialisierten Tanzschule in Judenburg vor. Allerdings: Ihr Tanzpartner war nicht der Lebensgefährte, sondern ein junger Offiziersanwärter aus der Steiermark.

Er soll aber nicht der Auslöser für die Tragödie sein. Nach ersten Erkenntnissen der Wiener Kriminalpolizei war bei der Eifersuchtstragödie kein zweiter Mann im Spiel.