Chronik/Wien

Ehemaliger Bezirksrat in Wien-Donaustadt ermordet

Es ist das letzte Haus in der Böckingstraße in Wien-Donaustadt, das die Polizei am Freitagvormittag weiträumig absperren ließ. Der wild wuchernde Garten, der Innenhof und der Gehsteig vor dem Haus – „das ist alles Tatort“, erklärt ein Beamter, der Schaulustige fernhält. Am Abend zuvor wurde dort das Ehepaar H. getötet, ihr Wohnhaus durchwühlt und ihr Auto entwendet.

Der 75-jährige Gerhard H. lag mit einer schweren Kopfverletzung im Garten hinter dem Haus, seine Frau Erna, 74, wenige Meter entfernt beim Stiegenaufgang zur Veranda, als Sohn Gerhard gegen 22.30 Uhr nachschauen kam. Er hatte sich Sorgen gemacht, weil er seine Eltern telefonisch nicht erreichen konnte. Der 54-Jährige und seine jüngere Schwester wurden noch in derselben Nacht einvernommen.

Massive Gewalt

Die Arbeit der Spurensicherung dauerte bis zum frühen Freitagnachmittag an. Nach dem fehlenden Auto, einem Opel Zafira, wird gefahndet.

Die Obduktion ergab, dass der Frau massive Gewalt an Kopf und Hals zugefügt worden war. Der Mann dürfte an schweren Kopfverletzungen gestorben sein. Beide Leichen wiesen außerdem Schnittwunden und Zeichen von stumpfen Schlägen auf. Tatwaffen wurden nicht gefunden.

In der Nachbarschaft befürchtet man einen Raubmord – entsprechend groß ist die Unruhe. Es wird von fremden Autos gemunkelt, die in der Siedlung ihre Runden gezogen haben sollen. Der angrenzende Wald, der auf das Betriebsgelände des Asperner Opel-Werks führt, wurde von Polizisten durchkämmt.

Ein Nachbar, der am anderen Ende des weitläufigen Gartens wohnt, ist erschüttert: „Die waren so nett, die hätte man nicht ausrauben müssen – die hätten freiwillig alles hergegeben.“

Gerhard H. war pensionierter Postbeamter und bis 1996 Bezirksrat der SPÖ Donaustadt. Besonders wohlhabend soll das Paar nicht gewesen sein – das Haus war jedenfalls ihr Eigentum.

Für die Ermittler ist Raubmord nur eine von mehreren Optionen. Dafür würde sprechen, dass das Haus teilweise durchwühlt wurde und das Auto fehlt. Offenbar gibt es aber auch Anhaltspunkte, die aus taktischen Gründen nicht verraten werden.