Chronik/Wien

Drogenhandel: Wiens Suchthilfe zwischen den Fronten

Zwei junge Männer kreuzen den Zebrastreifen über den Gürtel. Ihr Blick ist leer, aber das Ziel ist klar: Der Jedmayer gegenüber der U6-Station Gumpendorfer Straße in Wien-Mariahilf.  Die Beratungsstelle samt Tageszentrum, Notschlafstelle und Ambulatorium ist seit 2012 am Gumpendorfer Gürtel zu Hause.

 

 

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Im Jedmayer werden suchtkranke Menschen von Sozialarbeitern beraten, hier können sie sich saubere Spritzen und etwas zu essen holen, hier können sie die Nacht verbringen, wenn sie nicht wissen, wohin.

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Doch Anfang der Woche war der Jedmayer in die Schlagzeilen geraten. Wieder einmal. Grund dafür ist die Bürgerinitiative  „ Mariahilf ohne Jedmayer“. Ihr Ziel lässt keine Interpretationen zu. Der Sprecher der Initiative, Anwalt Adrian Hollaender, der auch den Craft-Bier-Lokalbesitzer im Prozess um die Ex-Grüne Nationalratsabgeordnete Sigrid Maurer vertritt, setzt sich dafür ein, dass die drogenabhängige Klientel an den Stadtrand verfrachtet wird.

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Schon 2014 war eine Filiale des Jedmayer in der Nussdorfer Straße durch Anrainer in die Kritik geraten. Dort ist es seitdem allerdings ruhig.

Beim KURIER-Lokalaugenschein in Gumpendorf berichten Anrainer tatsächlich von Spritzen, die am Morgen in ihren Kellern oder Hauseingängen liegen. Viele Hausverwaltungen in den umliegenden Wohnbauten hätten die Sperranlagen mit Codes versehen, damit Süchtige dort nicht mehr hineinkönnen. Im Gegensatz zur Bürgerinitiative sind die befragten Anrainer aber nicht für eine Absiedelung des Jedmayer an den Stadtrand. Das würde das Problem nur verlagern, nicht verbessern.

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Mexhit Qemaledini, Wirt des „Restaurant zum Hagenthaler“ in der Wallgasse, sieht das anders. Sein Lokal ist zum Stammbeisl der Bürgerinitiative geworden. Dort liegen Unterschriftenlisten für die Umsiedelung des Jedmayer an den Stadtrand auf.

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Dass in Gastgärten Spritzen gefunden werden, habe  laut Ewald Lochner, Drogenkoordinator der Stadt Wien, aber nicht ursächlich mit dem Jedmayer zu tun:

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Die Dealerszene ist also gewandert. Von Ottakring nach Mariahilf. Laut Polizei ist der „Anstieg des Drogenhandels“ seit dem Frühjahr zu verzeichnen.  Von „massiver Begleitkriminalität“ weiß die Polizei allerdings nichts.

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Laut der Suchthilfe Wien gab es seit  2012, als der Jedmayer eröffnet wurde, nur knapp fünf Unfälle, in die Drogenkranke verwickelt waren. Insgesamt  waren 2017 knapp 15.000 Menschen aufgrund des Konsums einer illegalen Substanz in einer der Wiener Suchthilfeinrichtungen. 

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Politische Schützenhilfe bekommt die Bürgerinitiative von der FPÖ und der ÖVP. Ein Absiedelung des Jedmayer an den Stadtrand kommt für die Stadt aber weder jetzt noch in Zukunft in Frage.

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Videos: Tobias Pehböck.