Doppelmord in Wien: Zielfahnder nahmen Verdächtigen fest
Am Montag gelang es den Ermittlern des Bundeskriminalamts, einen mutmaßlichen Mörder nach über einem Monat Fahndung festzunehmen. Der Mann steht im Verdacht, in der Nacht von 3. auf 4. August seine 32 Jahre alte Lebensgefährtin und deren 15-jährige Tochter getötet zu haben. Die Polizei gab damals bekannt, dass die beiden Frauen durch Angriffe auf den Hals gestorben seien. Der dringend tatverdächtige 49-jährige Tunesier war beim Auffinden der Leichen bereits auf der Flucht.
Das Bundeskriminalamt konnte die Fluchtroute des Mannes rekonstruieren und ihn schließlich in Frankreich ausforschen. Der 49-Jährige soll am Wiener Hauptbahnhof in einen Zug gestiegen, dann über Anknüpfungspunkte in Deutschland und der Ukraine nach Paris gefahren sein. Es habe auch der Verdacht bestanden, der Mann wolle nach Tunesien weiterreisen, heißt es vom Bundeskriminalamt.
Spur führte ins Ausland
Wie kamen die Ermittler überhaupt darauf, dass sich der Flüchtige ins Ausland abgesetzt haben könnte? "Das ist ein typisches Verhaltensmuster von Tatverdächtigen mit diesem ethnischen Background. Vergleichen kann man diese Ermittlungen auch mit dem Fall Leonie, wo Familienstrukturen und ethnische Communities im Ausland geholfen haben, einen Tatverdächtigen den Behörden zu entziehen", erklärt Paul Eidenberger vom Bundeskriminalamt.
39 Fahndungstage
Die Fahndung wurde in enger Zusammenarbeit mit französischen Polizei- und Justizbehörden durchgeführt. Der Verdächtige war kurz nach der Tat mit einem Zug nach Frankreich geflüchtet, wo er in einer arabischen Kommune untertauchen konnte. Konzentriert wurden die Lokalisierungsmaßnahmen vorerst auf den Raum Paris und seit Ende August auf Brest in Westfrankreich, wo er am gestrigen Dienstag nach insgesamt 39 Fahndungstagen bei der Essensausgabe in einem Asylbewerber-Heim identifiziert und festgenommen werden konnte. Der Tunesier befindet sich derzeit noch in Frankreich, wo er einem Ermittlungsrichter vorgeführt wird, der über die Verhängung einer Auslieferungshaft entscheiden wird.
Buben kamen allein zum Arzt
Die Leichen der beiden Frauen waren Anfang August gefunden worden, weil die beiden minderjährigen Söhne des Opfers allein zu einem Arzttermin erschienen waren. Der Ärztin kam das merkwürdig vor, weswegen sie die Polizei alarmierte. Beamte brachten die Buben zu ihrer Meldeadresse und fanden dort die toten Frauen in einem versperrten Zimmer auf. Mutter und Tochter lagen nebeneinander tot im Bett. Das Jugendamt übernahm daraufhin die Betreuung der minderjährigen Söhne.
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