Chronik/Wien

Die Post setzt auf Selbstbedienung

Klaus Daubeck ist umtriebiger Bezirksrat in Wien-Hietzing, quasi stets im Dienste der Bürger unterwegs und deshalb selten zu Hause. Dass ihn der Briefträger daheim antrifft, ist eher die Ausnahme. Darum nützt Daubeck, der oft Bücher via Internet bestellt, gern ein neues Serviceangebot der Post: die sogenannte Abholstation.

In Wien gibt es das praktische Paket- und Brief-Ausgabe-System bereits in 15 Filialen, bis Ende Juni sollen weitere sieben dazukommen. Bis 2016 sind 90 geplant, bundesweit 400.

Ein Ersatz für den Briefträger ist die Abholstation natürlich nicht, betont Post-Sprecher Michael Homola. "Bundesweit schaffen wir bei Paketen und Briefen eine Erstzustellungsquote von 90 Prozent. Das heißt, von 100 Paketen müssen die Zusteller bloß zehn wieder mitnehmen." Und genau für diesen Kundenanteil ist das neue Service gedacht.

In solchen Fällen hinterlässt der Briefträger einen gelben Zettel mit einem Strichcode. Mit diesem können die Kunden ihre Pakete dann unabhängig von den Öffnungszeiten in der Postfiliale abholen – rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche. "Sie brauchen bloß den Strichcode von der Abholstation ablesen zu lassen und mit dem Finger auf einem elektronischen Display zu unterschreiben, dann öffnet sich ihr Paketfach", erklärt Homola. Um Missbrauch zu verhindern, sind die Abholstationen videoüberwacht.

Sorge um Jobs

In der Filiale in der Hietzinger Hauptstraße 1a hat sich das System bereits bewährt. Ein Kunde, der es gern nutzt, ist Unternehmer Ralph Gänsdorfer. "Erstens, weil man sich nicht erst anstellen muss. Und zweitens, weil ich mir die Post abholen kann, wann ich will."

Mit gemischten Gefühlen wird das Angebot seitens der Belegschaft gesehen. Der oberste Post-Gewerkschafter, Helmut Köstinger, sitzt quasi zwischen zwei Stühlen. "Zum einen ist das natürlich eine innovative Idee, die ich nicht schlechtreden will. Das ist eindeutig eine Service-Verbesserung für die Kunden. Zum anderen werden sich die Abholstationen früher oder später auf die Arbeitsplätze auswirken. Das betrachten wir durchaus mit Sorge."

Von Unternehmensseite heißt es, der Briefträger stehe nicht zur Debatte. Man wolle sogar besagte Erstzustellungsquote von 90 Prozent noch weiter erhöhen. "Wir planen, künftig eMail und SMS zu nutzen, um mit den Kunden die Zustelltermine zu koordinieren", stellt Homola ein neues Serviceangebot in Aussicht.