Die Affen-WG auf 300 Quadratmetern
Von Elias Natmessnig
Rebecca Heinz hat extra den Kindergarten geschwänzt, um Herrn Nilssons Freunde zu besuchen. Jetzt drückt sich die Vierjährige an der Fensterscheibe des Affengeheges die Nase flach, in ihrer linken Hand hält sie ihr Stoff-Totenkopfäffchen, benannt nach dem Affen in Pipi Langstrumpf. Die aufgeweckten Tiere hinter der Scheibe erkennen den Verwandten aus Stoff und schauen interessiert her, sehr zur Freude von Rebecca: "Wegen denen bin ich da", sagt sie, zeigt auf die Äffchen und grinst.
Die Eltern interessiert dagegen das Ambiente. "Es ist wirklich sehr schön geworden", sagt Heidemarie Heinz, die wie Hunderte andere einen ersten Blick auf das Affenhaus werfen wollte: "Man hat das Gefühl, dass sich die Affen hier wohlfühlen."
Wo einst Gitterstäbe, Gestank und düsteres Licht die Besucher abschreckten, steht nun ein modernes, offenes Haus, in dem die ursprüngliche Architektur wieder zu sehen ist.
Keine Gitter
Die Fassade wurde auf das historische Erscheinungsbild von 1906 zurückgebaut, Stahlträger, Zwischenmauern und vor allem die Gitter samt dem Graben vor den Gehegen entfernt. Den Tieren stehen nun innen 300 Quadratmeter, außen 260 Quadratmeter zur Verfügung. Auf der erstmals begehbaren Galerie über den Gehegen wurde eine Ausstellung eingerichtet.
Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf 3,6 Millionen Euro, 400.000 Euro trug der Verein der Freunde des Tiergartens bei. "Das Haus ist ein Schmuckstück geworden", sagt Tiergarten-Direktorin Dagmar Schratter. Zwei Jahre habe der Umbau gedauert, nun hätten die Affen ein schöneres Wohnzimmer als die Chefin, gibt Schratter zu.
Mit beheizten Liegeflächen, einem Wintergarten und viel Sonnenlicht fehlt es den Affen an nichts. Die Besucher sehen die Tiere durch große Glasscheiben – der einzige Wermutstropfen für die Tierpfleger. Denn sie müssen nicht nur die sechs Affenarten, darunter drei neue Bärenstummelaffen verpflegen, sondern auch die Fenster putzen. "Dafür ist das Füttern durch die Besucher nicht mehr möglich", sagt Stefanie Stanitzer. Gemeinsam mit Kollegen ist sie neben der Fütterung auch für das Training und für saubere Gehege zuständig. "Das neue Haus ist definitiv eine große Verbesserung", meint sie. Kollege Patrick Fagler gefällt der Umbau ebenso. Er hat hier seinen Traumjob gefunden: "Ich wollte immer schon ins Affenhaus."