Der Schilderwald der Ulli Sima
Von Elias Natmessnig
Tue Gutes und sprich darüber. Kein Politiker hat dieses Sprichwort so verinnerlicht wie Umweltstadträtin Ulli Sima (SP). Bereits in den 90ern bei Global 2000 als Initiatorin des Gentechnik-Volksbegehrens erfolgreich, setzt Sima bis heute auf die Macht der Bilder – vor allem auf jene mit ihrem Konterfei.
Man nehme etwa das Arbeiterstrandbad. Lange Zeit war es nur für wenige Menschen zugänglich. Dann verlängerte die Stadt den Pachtvertrag nicht mehr und stellte das Bad der Öffentlichkeit zur Verfügung. Damit das neue Bad auch von allen Wienern gefunden wird, steht am Eingang eine große Tafel. "Herzlich Willkommen am ArbeiterInnenstrand" ist darauf zu lesen, daneben ein großes Porträt von Sima. Kein Einzelfall. Einige Schritte weiter erklärt Sima auf einer Übersichtstafel alle Stationen an der Alten Donau. In der Donaustadt lädt sie in den Motorik-Park, auf Schautafeln der MA48 ruft sie zur Mülltrennung auf.
"Geh mal in den Wienerwald spazieren. Da gibt es mehr Ulli-Sima-Schilder als Bäume", sagt ein Rathaus-Insider scherzhaft, auf die Tafeln angesprochen.
Die Opposition findet das Ganze weniger lustig. "Das ist klar ein Missbrauch von Steuergeldern", sagt ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka. Bei der Copa Cagrana habe man das Problem mit dem Generalpächter noch immer nicht gelöst, dennoch wurde dort Simas Konterfei fleißig affichiert. Ein KURIER-Lokalaugenschein ergab sieben Schilder, auf dem Ulli Sima zum "Copa Beach" lädt.
Die vielen Gesichter der Ulli Sima:
Rein rechtlich ist das in Ordnung: "Das Medientransparenzgesetz von 2015 umfasst keine Plakate", sagt Politologe Hubert Sickinger. "Natürlich haben Regierungsparteien ein Interesse, ihre Projekte zu verkaufen. Das gilt auch für Leistungen, die die Allgemeinheit bezahlt hat." Im Grunde müsste aber für diese Plakate dasselbe gelten, wie für Einschaltungen in Medien. Sprich: Ohne Politikerköpfe auskommen.
Im Büro von Ulli Sima sieht man das naturgemäß anders: "Wo ist das Problem, den Menschen zu sagen, wer in der Stadt für bestimmte Projekte zuständig ist?", sagt ein Sprecher Simas. "Wenn etwas schief läuft, werden auch immer die zuständigen Politiker vor den Vorhang gebeten." Allerdings selten auf Plakaten oder Schildern.
Aufregung herrscht auch um das neue Plakat auf der Linken Wienzeile. "Grün hat Wien heiß gemacht", affichierten die Grünen vergangene Woche, dazu ein gezeichnetes Thermometer samt Grün-Logo. Das ärgert die ÖVP, die moniert, dass Parteiwerbung verboten sei.
"Die Genehmigung obliegt der MA19. Unser Parteidesign wurde etwa nicht genehmigt", heißt es dazu aus dem Büro der Grünen, die gleich zum Gegenschlag ausholen. "Auch Plakate der ÖVP wurden dort schon genehmigt. Sogar mit dem Namen des damaligen Spitzenkandidaten, Othmar Karas", verweist eine Sprecherin auf den Wahlkampf 2014.
Haben auch Sie Ulli Sima-Schilder entdeckt? Fotografieren Sie diese und tragen Sie dazu bei, die"vielen Gesichter der Ulli Sima" zu zeigen. Fotos per E-Mail an elias.natmessnig@kurier.at